: topographie des terrors
„Ort der Täter“ wird immer teurer
Auf dem so genannten Prinz-Albrecht-Gelände in Kreuzberg standen in der Nazizeit die Terrorzentralen des Regimes – darunter die Hauptsitze der Gestapo, der SS und des Reichssicherheitshauptamtes. In diesen Gebäuden wurde der Völkermord an den europäischen Juden, aber auch die Verfolgung und Ermordung von Hunderttausenden Sinti und Roma, Homosexuellen und anderer Opfer der NS-Diktatur geplant. Außerdem waren hier Verfolgte und Feinde des Naziregimes inhaftiert. Viele wurden auf diesem sechs Hektar großen Gelände gefoltert.
Seit 1987 informiert eine Ausstellung über diesen „Ort der Täter“. Zudem soll hier seit drei Jahren ein Dokumentationszentrum gebaut werden. Doch die Kosten stiegen von ursprünglich geplanten 36 auf mittlerweile 70 Millionen Mark. Das Abgeordnetenhaus hat deshalb im Frühjahr einen De-facto-Baustopp verhängt.
Gleichzeitig wird seit längerem über den möglichen Bau und den Ort eines Mahnmals für die ermordeten Sinti und Roma diskutiert. Vertreter der Sinti und Roma berufen sich darauf, dass ihnen schon 1994 die damaligen Senatoren für Bau und für Kultur, Wolfgang Nagel (SPD) und Ulrich Roloff-Momin (parteilos), eine Gedenkstätte im Tiergarten unweit des Reichstages zugesichert hätten. Der Bezirk Tiergarten hat den Sinti und Roma eine Fläche bereit gestellt. Der Regierende Bügermeister Eberhard Diepgen (CDU) will dagegen von einem förmlichen Senatsbeschluss für diesen Ort nichts wissen. Er präferiert eine Gedenkstätte am ehemaligen NS-Sammellager für „Zigeuner“ nahe des Stadtrands, in Marzahn.
Brisanz erhält diese Diskussion zugleich dadurch, dass das geplante Mahnmal für die ermordeten Juden Europas nahe dem Brandenburger Tor laut Bundestagsbeschluss ausdrücklich nur dieser Opfergruppe gewidmet sein soll. Andere Opfer sollen dort nur erwähnt werden. GES
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