: Niendorfer kommen Wald ins Gehege
Viele Anwohner wollen auch am Wochenende Autos im Erholungsgebiet ■ Von Gernot Knödler
Für ihren Plan, die Straße durchs Niendorfer Gehege an Wochenenden und an Feiertagen für den Autoverkehr zu sperren, haben SPD und GAL am Mittwochabend kräftig Prügel bezogen. Eine starke autofahrende AnwohnerInnenfraktion bemühte Kinder, Behinderte und den Umweltschutz, um gegen das Vorhaben anzugehen.
Die Straße „Niendorfer Gehege“ führt durch den gleichnamigen Wald und schneidet ihn von der angrenzenden Eidelstedter Feldmark ab. Mit zusammen 300 Hektar Fläche bilden sie die größte Erho-lungsfläche in Eimsbüttel. An Werktagen brausen 7000 bis 7500 Autos durch den Wald, 4300 bis 4400 an Sonntagen. 3500 von ihnen fahren einfach nur durch. Anfang der 90er Jahre war eine Initiative entstanden, die das Gebiet vom Durchgangsverkehr entlasten wollte. 1993 zerbrach an dieser Frage die Kooperation zwischen GAL und SPD im Bezirk.
Vor einem Jahr begannen Rot und Grün in der Bezirksversammlung einen neuen gemeinsamen Anlauf. Ein Planungsbüro schlug vor, die Straße mit zwei Schranken zu sperren, zwei künstliche Engstellen zu bauen und einen von fünf Parkplätzen mitten im Wald zu schließen. Doch bevor darüber Ende Juni die Bezirksversammlung entscheidet, sollten noch einmal die Betroffenen zu Wort kommen. Sie ergriffen es gerne.
„Man entzieht etwa 6000 Leuten den Genuss, durch den Wald zu fahren“, platzte ein Zuhörer heraus. „Es gibt niemanden, der dort jemals angefahren wurde“, argumentierte der parteilose Hans-Joachim Göhrs. Stattdessen müssten die AutofahrerInnen „riesige Umwege“ durch Wohnstraßen in Kauf nehmen, sekundierte eine Anwohnerin. 60.000 Liter Treibstoff pro Jahr würden zusätzlich verbraucht, rechnete ein Autofahrer vor.
Man sollte eine neue Straße bauen, die das Niendorfer Gehege entlastet, als Ersatz für die nie gebaute Nordspange, echauffierte sich Frank Doblitz, „1969 Fraktionschef der CDU in der Bezirksversammlung“. Keinesfalls sollten die 85- bis 115.000 Mark für die Sperrung ausgegeben werden, stattdessen für die Sicherung der Schulwege. „Macht es für die Kinder!“, appellierte Doblitz.
Behinderte und Alte könnten nicht mehr in und durch den Wald gefahren werden, argumentierten die einen; „Ich sehe keinen Sinn darin, das zu sperren, wenn am Wochenende nur halb soviele Autos fahren“, andere.
„Ich wundere mich, dass der Eindruck erweckt wird, als sei das Niendorfer Gehege nur mit dem Auto zu erreichen“, konterte Ingrid Ahrens vom VCD. Ebenso erstaune sie, dass bei der Sperrung plötzlich mit der Umwelt argumentiert werde. Fritz Book aus dem Kerngebiet wandte ein, die NiendorferInnen sollten bedenken, dass das Gehege das Erholungsgebiet für die Leute aus ganz Eimsbüttel sei. Und Hendrik Paulsen setzte noch einen drauf: „Ich will einen Raum haben, wo ich mal befreit bin von Autolärm“, sagte der Niendorfer.
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