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Neue Ermittlungen in Lübeck

Jahre nach dem Brand belastet ein Zeuge die vier Männer aus der rechten Szene

BERLIN taz ■ Viereinhalb Jahre nach dem verheerenden Brand in einem Lübecker Flüchtlingswohnheim hat die Staatsanwaltschaft Lübeck die Ermittlungen gegen vier junge Männer aus der rechtsextremen Szene von Grevesmühlen (Kreis Nordwestvorpommern) erneut aufgenommen. Das bestätigte gestern die Lübecker Staatsanwaltschaft.

Ende März habe sich ein Zeuge gemeldet, der das Auto der Grevesmühlener bereits einige Zeit vor dem Brand schon einmal in der Hafenstraße bemerkt haben will. Der Zeuge stamme aus Schleswig-Holstein. Über seine „Motivlage, sich erst jetzt zu melden“, sei nichts bekannt.

Die vier Grevesmühlener waren kurz nach dem Brand als Tatverdächtige festgenommen worden, weil sie unmittelbar nach dem Ausbruch des Feuers mit ihrem braunen Wartburg an dem Wohnheim in der Lübecker Hafenstraße gesehen worden waren. Die Ermittlungen gegen sie waren jedoch trotz mehrfacher Geständnisse und ebenso häufiger Widerrufungen aus Mangel an Beweisen immer wieder eingestellt worden, zuletzt vor einem Jahr.

In den Flammen in der Lübecker Hafenstraße starben am 18. Januar 1996 zehn Menschen, 36 wurden verletzt. Die Schuldigen sind bis heute nicht ermittelt. Zweimal führten Gerichte in Lübeck und Kiel Prozesse gegen den ehemaligen Hausbewohner Safwan Eid; zweimal wurde dieser vom Vorwurf der besonders schweren Brandstiftung freigesprochen.

Die neuerlichen Ermittlungen, betonte die Staatsanwaltschaft, hätten nichts mit der Beschwerde der Rechtsanwältin Eids, Gabriele Heinecke, zu tun. Heinecke hatte im Januar beim Generalstaatsanwalt die Einstellung der Ermittlungen gegen die Grevesmühlener vor einem Jahr bemängelt und beantragt, Anklage gegen die vier Männer zu erheben. HEIKE HAARHOFF

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