: Hochgejubelte Airbusbirne
A3XX wird nur zum Teil in Hamburg gebaut. Wirtschaftssenator will das nicht wahrhaben, Kritiker werfen ihm Irreführung vor ■ Von Sven-Michael Veit
Einige jubelten lauthals los, bevor die entscheidenden Worte überhaupt ausgesprochen waren. „Ein historischer Tag für Hamburg“, freute sich Hamburgs Bürgermeis-ter Ortwin Runde (SPD). Die „Endmontage des A3XX in Hamburg“ sei eine „Jahrhundertentscheidung“, formulierten – als hätten sie sich abgesprochen – Wirtschaftssenator Thomas Mirow und Handelskammer-Präses Nikolaus Schües. Die Gegner des Projekts sollten, forderte Schües sogleich, „nun patriotisch handeln und den gesamtstädtischen Chancen den Vorrang vor individuellen Anliegerinteressen einräumen“.
Gestern um 7.45 Uhr hatten in Paris Rainer Hertrich und Philippe Camus, Vorstands-Chefs der Airbus-Muttergesellschaft EADS, den Verkaufsstart für den A3XX bekanntgegeben (ausführliche Berichte Seite 9 und 22). Die für Hamburg entscheidenden Sätze lauten: „Die Endmontage des A3XX erfolgt in Toulouse, während die Innenausstattung und die kundenspezifische Einrichtung in Hamburg vorgenommen werden. Die Kundenauslieferung des A3XX wird von Toulouse und Hamburg aus erfolgen.“ Für den kleineren Mittelstreckenjet A320 werde „schrittweise“ die „Endmontagelinie“ von Toulouse nach Hamburg verlegt.
Gustav Humbert, Chef des Dasa-Werks in Finkenwerder, präzisierte kurz darauf, was „die Montage des A3XX an zwei Standorten“ bedeute: „In Toulouse: Zusammenbau der Großkomponenten, Test, Flug-erprobung und Auslieferung. In Hamburg: Struktur- und Ausrüs-tungsmontage, Innenausstattung, Lackierung und Auslieferung.“
Kein Wunder also, dass Runde den Begriff „Endlinienfertigung“ vorsichtshalber nicht in den Mund nahm. Hamburg erhalte „erhebliche Arbeitsanteile“ am A3XX sowie „die Endmontage des A320“. Dennoch würden dadurch in Hamburg „mindestens 4000 neue Arbeitsplätze“ geschaffen und „rund 10.000 weitere in der norddeutschen Region“.
Das sei eine „Irreführung der Bürger“, kritisierte umgehend der Naturschutzbund Nabu, einer der Kläger gegen die Erweiterung des Finkenwerder Dasa-Werkes. Der BUND bezweifelt, dass „das Arbeitspaket für Hamburg dem Planfeststellungsbeschluss entspricht“. Er werde juristisch prüfen lassen, „ob hier nicht Äpfel beantragt wurden und Birnen realisiert werden“.
Dieser Beschluss der Wirtschafts-behörde beinhaltet die Zuschüttung von Teilen der ökologisch wertvollen Elbbucht Mühlenberger Loch zwecks Erweiterung des Airbus-Werks sowie die Verlängerung der Start- und Landebahn, falls „die Endlinienfertigung des A3XX“ in Hamburg erfolge. Darunter sei „die Montage des A3XX zu verstehen“, hatten am 24. Mai Wirtschaftssenator Mirow und der grüne Umweltsenator Alexander Porschke gemeinsam präzisiert, „die einen Arbeitsplatzeffekt in der Größenordnung von 4000 zusätzlichen Arbeitsplätzen beinhaltet“.
Die Anwälte Peter Mohr und Rüdiger Nebelsieck, die zahlreiche Kläger gegen die Erweiterung vertreten, erklärten hingegen gestern, Hamburg erhalte „ein anderes Projekt als das planfestgestellte“. Damit gebe es „keine Grundlage“ für die Zuschüttung des Mühlenberger Lochs. Dieser Ansicht ist auch Anwalt Michael Günther: „Die Planrechtfertigung ist entfallen.“
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