: Ihre Schüler brachten sie zur Politik
Die neue Juso-Vorsitzende Kerstin Beurich-Kusche ist Berufsschullehrerin und Bezirksverordnete in Lichtenberg
Ein wenig brav wirkt die 31-jährige Juso-Chefin auf den ersten Blick. Keine Spur von Aufsässigkeit, keine große Klappe, wie man sie von der langjährigen Juso-Bundesvorsitzende Andrea Nahles kennt. Mit ideologischen Debatten kann Kerstin Beurich-Kusche nicht viel anfangen, ihr geht es um praktische Politik.
„Ich bin wegen meiner Reife gewählt worden, weil ich im Beruf stehe, pragmatisch und realistisch bin“, sagte sie ruhig und entschieden. Sie hat eine Tochter in schulpflichtigem Alter. Sie unterrichtet Physik, Mathematik und technisches Zeichnen am Oberstufenzentrum in Lichtenberg. Seit dem vergangenen Herbst gehört sie der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg an, und nun ist sie auch noch Juso-Chefin. Wie sie das schafft? „Ich mache es einfach.“ Ihr Mann hält ihr den Rücken frei, ihre Eltern springen bei der Kinderbetreuung oft ein.
Beurich-Kusche ist die erste Frau an der Juso-Spitze, seit der Jugendverband 1982 Monika Buttgereit zur Juso-Vorsitzenden wählte. Für Buttgereit wurde dies zum Sprungbrett für eine Parteikarriere. Sie brachte es bis zur stellvertretenden Landesvorsitzenden.
Beurich-Kusche sagt: „Ich will was für die Jusos und die Wähler erreichen. Ich mache das nicht, damit ich schillern kann.“ Sie könnte sich vorstellen, erneut für das Abgeordnetenhaus zu kandidieren. Bei der Wahl im vergangenen Herbst war sie Direktkandidatin in Lichtenberg – allerdings in einem aussichtslosen Wahlkreis.
Zur SPD kam sie Mitte der 90er-Jahre durch ihr bildungspolitisches Engagement. „Motiviert haben mich meine Schüler.“ Damals unterrichtete sie an einer Gesamtschule. Anfangs fand nach dem Abschluss noch die Hälfte der Klasse einen Ausbildungsplatz, später waren es nur noch drei Schüler. Da wollte sie sich engagieren und schloss sich dem SPD-Fachausschuss Schule und der Arbeitsgruppe für Bildung an. Als ihre Tochter eingeschult wurde, klagte diese: „Uns unterrichten nur Omas.“ Beurich-Kusche regte noch unter SPD-Schulsenatorin Stahmer an, durch Lehrerteilzeit einen Einstellungskorridor für junge LehrerInnen zu schaffen. Ihre Idee wurde aufgegriffen. WIN
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