: Rechter Ramsch
Das Auktionshaus für Geschichte will morgen wieder Nazi-Devotionalien versteigern. Der DGB protestiert vorort
Der Katalog des „Berliner Auktionshauses für Geschichte“ liest sich wie ein Gruselmärchen aus dunklen Zeiten: Unter der Losnummer 5194 wird eine „persönliche Standarte Adolf Hitlers, als Führer der Wehrmacht, detailgetreu in Handarbeit, aus Metallfaden gestickt, HK im gld. Eichenlaufkranz“ feilgeboten. Losnummer 5781 offeriert einen „Stuhllehnenbezug, verm. für großen Lehnstuhl aus einem Sitzungsaal, dickes braunes Leder, im Zentrum gr. SS-Runen, in d. 4 Ecken je 1 Hakenkreuze, alle Ornamente in geschwärzter Lederprägung, Leder aus d. Lehne geschnitten, nur geringe Gebrauchsspuren“.
Morgen findet nach Angaben des DGB um 10 Uhr im Hotel Sachsenhof in der Motzstraße 7 in Schöneberg die 32. Aukion mit diesen und unzähligen weiteren Nazi-Devotionalien statt. Wie zum Hohn finde die Veranstaltung in einem Hause statt, in dem die Lyrikerin und verfolgte Jüdin Else Lasker-Schüler wohnte, sagte gestern ein DGB-Sprecher. „Das ist unerträglich.“ Das Aktionshaus mache Neonazis und Personen, die auf dem Weg seien, welche zu werden, entsprechende Gegenstände auch über das Internet zugänglich. Der DGB werde morgen vorort protestieren. Darüber hinaus kündigte der Sprecher juristische Schritte an.
Der Inhaber des Aukionshauses, Jens Lau, war gestern zu keiner Stellungnahme bereit. Bei der morgigen Versteigerung soll auch Hitlers „Mein Kampf“ in der Hochzeitsausgabe von 1939 mit schwarzem Lederrücken und Goldschnitt unter den Hammer kommen. Zudem versendet das Berliner Auktionshaus Bücher mit fragwürdigem Inhalt: unter anderem Werke des Holocaust-Leugners David Irving über Goebbels und Göring. Im März 1998 war das Auktionshaus bereits in die Schlagzeilen geraten, weil Originalkleidung von KZ-Häftlingen versteigert werden sollte. Die nächste Auktion findet am 16. September statt. Auf der Liste: ein Hakenkreuz-Abzeichen „Deutschland erwache“. ROT
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen