: Die Wut des Kapitals
■ Hamburger Attac-Netzwerk will Finanzmärkte kontrollieren helfen
Die Börse, die Fusionen, der Arbeitsplatzabbau: Es wütet die Globalisierung. Diese Wut zu zähmen ist das Ziel von „Attac“, einem „Netzwerk für eine demokratische Kontrolle der internationalen Finanzmärkte“. Seit 1998 ist Attac in mehreren europäischen Ländern aktiv, jetzt gibt es auch in Hamburg eine Regionalgruppe: Jusos, GAL und Regenbogen machen dabei ebenso mit wie das Missionszentrum der Nordelbischen Kirche und entwicklungspolitische Initiativen.
Die Attac-Mitsreitert sind keine Träumer: „Wir wissen, dass nur wenige mit dem Thema etwas anfangen können“, sagt etwa GALier Martin Krajewski. Das gilt allerdings vor allem für Deutschland: Während in Frankreich Tausende den Attac-Aufrufen zu Demonstrationen folgen – „die haben einfach eine andere politische Kultur“ – , stellt Krajewski fest, dass eine Kontrolle der Finanzmärkte auch in seiner Partei „über ein paar Fachpolitiker hinaus absolut kein Thema ist“. Und in der SPD seien nach Lafontaine „solche Fragen fast komplett weggebrochen“. Krajewski attestiert den Deutschen, „noch im Börsenfieber zu sein“, da seien die Negativfolgen kaum zu vermitteln.
Attac sucht nach Alternativen: „Früher oder später stellen wir uns schon vor, vom kapitalistischen System wegzukommen“, sagt Krajewski, dennoch sei die Attac-Regionalarbeit nicht vollständig antikapitalistisch eingestellt. Mit der Einführung der so genannten Tobin Steuer für finanzielle Transaktionen habe man sich ein Ziel gesetzt, das die Basis der Weltwirtschaft zunächst einmal akzeptiert. Auf einem Kongress im Herbst in Hamburg soll diskutiert werden, welche Chancen es gibt, eine solche Steuer zu installieren.
Mit der Wirtschaftspolitik Hamburgs hat sich Attac bisher nicht befasst. Lieber will man die Rolle der privaten Bankhäuser in der Stadt unter die Lupe nehmen, und sich ansonsten „mehr um Bundes- und internationale Themen kümmern“. Peter Ahrens
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