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Der Mensch, das Meer und der Tod

Ein eindrucksvoller Bericht von der letzten und fatalen Kaperfahrt eines britischen Geschwaders im 18. Jahrhundert

„Die häufigsten Symptome waren große Flecken und Geschwüre am ganzen Körper, geschwollene Beine, eitriges Zahnfleisch und verfaulendes Fleisch.“

Die Rede ist von Skorbut – nur eine der mörderischen Qualen, denen die Seeleute einer britischen Kriegsexpedition auf ihrem Weg durch die Weltmeere in den Jahren 1740 bis 1744 ausgesetzt waren. Das Buch des Londoner Historikers Glyn Williams über diese Fahrt ist eine ideale Lektüre für Lehnstuhl-Katastrophenliebhaber.

Wer sich von Jon Krakauers Bericht „In eisigen Höhen“ über die katastrophale Mount-Everest-Expedition im Jahre 1996 fesseln ließ, kann auch hier schwelgen. Der Bericht enthält alles, was man sich wünscht: Stürme, Schiffbrüche, Überlebenskämpfe auf einsamen Inseln, Meuterei mit tödlichem Ausgang, mehrjährige Odysseen und schließlich das Entern einer spanischen Galeone mit sagenhaften Schätzen an Bord.

Die britische Regierung hatte im Jahre 1739 beschlossen, Feindseligkeiten mit den Spaniern zu nutzen, um deren Herrschaft über den südamerikanischen Kontinent zu brechen. Dazu wurde ein Geschwader mit sieben Schiffen ausgesandt, um Chile und Peru vom Pazifik aus anzugreifen. Weil sich aber nicht genügend Männer fanden, die Kriegsschiffe zu bestücken, wurden kurzerhand verkrüppelte Veteranen aus vergangenen Kriegen rekrutiert. Die mussten zum Teil auf Bahren auf die Schiffe transportiert werden, was ihre Überlebenschancen nicht sehr hoch erschienen ließ.

Und tatsächlich wurden sie allesamt innerhalb der ersten Monate dahingerafft – mehrere hundert Mann, ohne Feindberührung.

Nach der Umsegelung von Kap Hoorn waren nur noch drei Schiffe übrig, ein weiteres Jahr später nur noch das Flaggschiff mit dem unverwüstlichen Kommandeur des einstigen Geschwaders an der Spitze.

Dem gelang dafür die „Prise der Meere“ – er kaperte eine spanische Galeone, die voll beladen mit Silber von Acapulco nach Manila die Südsee durchkreuzte. Dieses Bravourstück erlaubte es der Besatzung, doch noch als Helden nach England zurückzukehren – nur um anschließend durch Verteilungskämpfe um das Preisgeld ihren Ruf wieder völlig zunichte zu machen.

Für Nutznießer der gegenwärtigen Zivilgesellschaft ist es schwer vorstellbar, welche Mischung aus katastrophalen Umständen – die Kranken unter Deck verreckten in ihren eigenen Exkrementen – und Durchhaltevermögen das Leben auf den Schiffen damals bestimmte. Eine sehr spannende und beeindruckende Lektüre – das eigene Sofa ist ja weich. MARTIN HAGER

Glyn Williams: „Der letzte Pirat derbritischen Krone. Captain Anson undder Fluch des Meeres“, Argon Verlag, Berlin 2000, 290 S., 48 Mark

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