: Sammler unter sich
Polizei schützt eine Versteigerung von Devotionalien aus der NS-Zeit. Juristisches Nachspiel angekündigt
Je ausgefallener die Objekte der Begierde, desto menschenscheuer sind Sammler: Als am Samstag im Schöneberger Hotel Sachsenhof Nazidevotionalien unter den Hammer kamen, blieb die Öffentlichkeit ausgeschlossen.
Meistbietend bot das Auktionshaus für Geschichte seine Relikte aus der Vergangenheit feil: Porträts von „Reichsführer SS Heinrich Himmler“ (Mindestgebot: 280 Mark) und „Reichskanzler Adolf Hitler“ (Mindestgebot 590 Mark) sowie mehrere Ausgaben von Hitlers „Mein Kampf“, Parteiabzeichen der NSDAP, SS-Orden, antisemitische Plakate und als Besonderheit ein Schreibtischsessel Hitlers aus der Berchtesgadener Dienststelle der Reichskanzlei (Mindestgebot: 50.000 Mark).
Ungestört konnten die rund 20 Bieter, darunter auch junge Männer mit auffallend kurzen Haaren, um die Devotionalien buhlen – unter den wachen Augen des Gesetzes. Die Polizei war jedoch nicht ausgerückt, das merkwürdige Treiben zu überwachen, sondern weil sie Proteste linker Gruppen befürchtete.
Diese blieben zwar ebenso aus wie eine vom DGB angekündigte Demonstration, dennoch soll die Versteigerung ein juristisches Nachspiel haben. Die Anwaltskanzlei Parker, die sich mit Strafanzeigen gegen rechte Propaganda im Internet beschäftigt, hält die Ankündigung der Auktion für eine strafbare Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Nach dem Gesetz dürfen diese Abzeichen nur aus Dokumentationsgründen gezeigt werden, nicht aber aus kommerziellem Anlass.
DHE
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen