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Abschied vom TiK

■ Der endgültig letzte Vorhang ist gefallen

Der Titel der allerletzten Aufführung im Thalia in der Kunsthalle, kurz TiK, scheint programmatisch: „Unser Haus“. Dabei hat Simone Bauer, Theaterpädagogin beim Thalia Treffpunkt, ihr Stück in Zusammenarbeit mit dem Verein „Leben mit Behinderung“ ganz auf die konkrete Wohnsituation ihrer Schauspieler bezogen – unabhängig davon, dass sich der Treffpunkt nach 13 Jahren von seiner Spielstätte verabschieden wird.

Unter der Intendanz von Ulrich Khuon ab kommender Spielzeit wird das als marode geltende TiK zugunsten des „Thalia in der Gaußstraße“ verlassen. Den Umzug in die Studiobühne sieht Bauer positiv. Ist ihr das TiK über die Jahre auch ans Herz gewachsen, freut sie sich auf die vielen Möglichkeiten, die der neue Spielort bieten wird. „Und die Leute gehen ja alle mit“, weshalb sich für ihre Arbeit nichts ändern wird. Corinna Honold, ebenfalls Leiterin integrativer Treffpunkt-Projekte, hat schon eher gemischte Gefühle: „Es ist ein Abschied und ein Aufbruch“, sagt sie mit einem kleinen Lächeln.

Als nach der Aufführung das zweieinhalbstündige Festprogramm „Hello Goodbye“ zum Abschied vom TiK beginnt, steht ein Mann im Mittelpunkt des Geschehens: Herbert Enge, der den Treffpunkt ins Leben rief. Enge hat in 13 Jahren 131 Inszenierungen mit insgesamt 3113 Mitwirkenden gezählt. Ob die Zahlen durch Zufall so schön zusammenpassen, bleibt unklar. Nicht nur der begeisterte Applaus gibt ihm Recht: Der Thalia Treffpunkt ist wichtig, besonders für Projekte mit Behinderten und Nicht-Behinderten.

Was er am meisten vermissen wird? Eigentlich nichts, denn wenn ihm etwas fehlt, dann immer die letzte Inszenierung. Die ist in seinen Augen stets die Schönste – und genauso wenig festzuhalten wie jede andere. Ein Phänomen, das wohl bühnenunabhängig sein dürfte. Liv Heidbüchel

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