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Mit laufendem Propeller für Ökostrom

Wie Grüne und BUND auf dem Gehsteig für ein Umsteigen auf umweltfreundlichen Strom werben

BERLIN taz ■ Ein Presslufthammer dröhnte und die Müllabfuhr schaute auch noch schnell mal vorbei, als der Umweltverband BUND gestern vor der Bundesparteizentrale der Grünen eine Pressekonferenz zum Thema Ökostrom abhielt. Warum nicht drinnen, wo es ruhig war, erschloss sich gestern den Eingeladenen zunächst nicht so ganz.

Vor drei Wochen hatte der BUND noch kämpferisch von den Grünen gefordert, den Atomkonsens auf dem Münsteraner Parteitag abzulehnen. Nun kam man artig vor die Tür der Grünen und gab der in Münster frisch gekürten Parteichefin Renate Künast die Gelegenheit, ein paar Worte zu der neuen BUND-Kampagne „SparWatt“ zu sagen. Dass es „gnadenlos und beharrlich“ weitergehe nach dem Atomkonsensbeschluss in Münster, erklärte Künast. Um dann zu erklären, worum es dem BUND und den Grünen zurzeit geht. Den Atomausstieg doch noch irgendwie zu beschleunigen.

„80 Millionen Bundesbürger haben die Chance, persönlich aus der Atomkraft auszusteigen“, sagte die grüne Parteichefin und brachte damit die BUND-Kampagne auf den Punkt. Der trommelt seit Februar für Ökostrom – 1.500 Haushalte sind dem Aufruf „Ökostrom – kauf ich mir“ gefolgt. Nun will der BUND mit einer Werbetour weitere Aussteiger gewinnen.

BUND-Geschäftsführer Gerhard Timm forderte auch die Parteien auf, den Stromanbieter zu wechseln. Künast musste einräumen, dass ihre Parteizentrale noch normalen Strom beziehe, aber auf dem Dach, verkündete sie stolz und zeigte nach oben, habe man eine Solaranlage.

Auch in der Form war der BUND nicht ganz entschieden: Ein Demo-Transparent war vorhanden, aber auch ein Rednerpult. Renate Künast jedenfalls freute sich, dass man „bei allen Kontroversen an einem Strang“ ziehe. Tatsächlich war die traute Eintracht überraschend nach dem scharfen Ton, mit dem der BUND vor kurzem die Haltung der Grünen beim Atomkonsens verteufelt und von einem „Geschenk an die Industrie“ gesprochen hatte. Vielleicht sollte das Treffen auf der Straße ein wenig Restdistanz ausdrücken.

Dann aber schenkte Timm der Grünen noch eine „rein regenerative“ – wenn auch voll überflüssige – Mütze, auf der ein kleiner solargetriebener Propeller im Schirm für Wind sorgte. Das begeisterte natürlich die anwesenden Kameraleute – nur leider stand das Podium auf der schattigen Straßenseite. Doch Künast ließ sich nicht lange bitten, hüpfte rüber auf die andere Straßenseite und stellte sich mit laufendem Propeller vor ein eilig aufgestelltes BUND-Plakat. Und so machte am Ende alles doch noch irgendwie Sinn. MATTHIAS URBACH

Infos: www.sparwatt.net

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