: swb-Energie aus Käse
■ Die Bremer Stadtwerke wollen Kunden fangen – nicht nur mit Strom, sondern jetzt auch mit Trendfood / Doch das ist teuer – vom Energieverbrauch bis hin zum Preis
Energie aus Käse? Zugegeben: In Zeiten des Atomausstiegs ein reizvoller Gedanke. Aber hier geht es nicht um eine Methode der alternativen Energieerzeugung, sondern um ganz nomalen Schafskäse – im Speckmantel gegrillt. Ganz nach dem Motto „Mit Speck fängt man Mäuse“ ist dies der Köder, mit dem die swb Enordia die Bremer künftig in ihr Kundencenter locken will. Ihre Falle tarnen Bremens Energielieferanten in Form des neu eröffneten „Energiecafés“, aufgestellt unmittelbar unter dem Kundencenter im Hause der ehemaligen Bremer Stadtwerke.
Energie und Gastronomie – mit dieser ungewöhnlichen Symbiose reagiert die swb-Gruppe auf die steigende Konkurrenz auf dem Strommarkt. „Während andere ihre Kundencenter abbauen, suchen wir den direkten Kontakt“, begründet Dieter Schmidt, leitender Fachberater, das Zwei-Millionen-Mark-Projekt. „Hier können wir auf zurückhaltende Art über unsere Leistungen informiern.“
An den Herd stellen sich die Stromexperten jedoch nicht. Die Zubereitung von Wraps, Bagels, Gazpacho und sonstigem Trendfood überlassen sie lieber den Profis. Denn hinter dem Betreiber des Energiecafés steckt kein Geringerer als das Parkhotel himself.
Damit der Gast zwischen Latte Macchiato und Creme Catalana aber nicht vergisst, wer ihm den Strom ins Haus liefert, geben bunte Kärtchen auf den Tischen Auskunft über Angebote und Aktionen der swb Enordia. Wer ausführliche Infos wünscht, wird mit dem caféeigenen Glasaufzug direkt ins Kundencenter befördert. „Wir kümmern uns ums leibliche Wohl der Gäste“, erklärt Jan Pfalzer, Leiter des Energiecafés. „Für die fachliche Beratung sind die Mitarbeiter oben zuständig“. Das hält die Gäste unten allerdings nicht davon ab, ihre kleinen Späßchen mit dem Personal zu treiben. „Kann ich den Kaffee mit auf die Gasrechnung setzen?“ oder „Nächstes Mal bringe ich meine schmutzige Wäsche mit“, sind häufige Kommentare. Das Personal trägt's mit Humor. „Wir sind eben eine andere Art der Gastronomie“, sagt Pfalzer ausgesprochen stolz.
„Eine prima Idee“, findet auch swb-Kundin Uschi Lindemann. Eben noch die Beratung des Kundencenters in Anspruch genommen, tankt sie jetzt im Servicebereich neue Energie in Form von Saté-Spießchen mit Erdnussbutter. Der Preis für den Energieschub überzeugt sie jedoch nicht. Soll heißen: Energie sparen und Geld sparen sind zwei verschiedene Schuhe. Und mit einem kritischen Seitenblick auf die blinkende Riesenglühbirne, die für technische Kompetenz des Stromanbieters stehen soll, fragt sich die Bremerin, ob bei der Innenausstattung überhaupt etwas an Energie gespart wurde.
Aber was wäre ein Energiecafé ohne Energie? Vom flammenden Gasherz bis zur lustig rotierenden Waschtrommel vom Wasserlabyrinth bis zum eilig umher rennenden Mitarbeiter steht hier alles und jeder unter Strom. Den Gästen gefällt's: „Ungewöhnlich, aber interessant“, findet Stefan Giesenberg. In Sachen Strom gerade zur Konkurrenz gewechselt, lässt er sich von dem swb-geladenden Köder nicht so leicht fangen: Die automatischen Eingangstür war so groß, dass er erst mal vorbei lief. „Trotz der Größe von außen eher unscheinbar“, urteilt er.
Und auch Bremens Politik ist schon in die Falle getappt: In einer ruhigen Ecke sitzt CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff. Sein Erfolgstipp an die Energielieferanten: Morgens eine Stunde früher öffnen, dann würde er schon zum Frühstück mit seiner Zeitung (natürlich der taz) unterm Arm auf der Matte stehen.
Kann man nur noch hoffen, dass es bei so viel positiver Energie nicht zum Stromausfall kommt.
Silke Katenkamp
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