piwik no script img

Tennis Borussia bleibt drittklassig

Gericht lehnt Einspruch gegen den vom DFB verfügten Zwangsabstieg endgültig ab. Sportsenator traurig

Tennis Borussia Berlin hat den Kampf um die Lizenz für die Zweite Fußball-Bundesliga endgültig verloren. Das Oberlandesgericht Frankfurt (OLG) wies gestern den Einspruch der Berliner gegen den Lizenzentzug durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ab. TeBe steigt somit definitiv in die Regionalliga Nord ab und trifft am 28. Juli im ersten Spiel auf Rot-Weiß Essen.

Der DFB habe zu Recht auf die Vorlage von zwei Bankgarantien in Höhe von rund 20 Millionen Mark zur Deckung des Etats bestanden, erläuterte die OLG-Richterin Brigitte Tillmann in der Begründung. Auch das von den Berlinern aufgeführte Vermögen rechtfertige nicht, auf die Bürgschaften zu verzichten. Eine Ungleichbehandlung durch den DFB im Vergleich zu anderen vom Lizenzentzug bedrohten Vereinen habe es nicht gegeben. Die Berliner hatten sich immer wieder auf den Erstligisten Eintracht Frankfurt bezogen, der lange Zeit ebenfalls um seine Lizenz bangen musste, aber am Ende die geforderten Bürgschaften vorweisen konnte.

Eine Überraschung war das Urteil nicht. Selbst die Borussen hatten eine Ablehnung offensichtlich erwartet; zur Verkündung war kein Vertreter der Vereinsführung gekommen. Nur TeBe-Trainer Winfried Schäfer hatte sich auf den Weg nach Frankfurt gemacht. „Das bin ich den jungen Spielern und den Mitarbeitern schuldig. Es geht schließlich um viele Arbeitsplätze“, sagte der Trainer vor der Verhandlung.

Zu seiner eigenen Zukunft wollte sich Schäfer nicht äußern: Zuvor hatte er mehrfach angedeutet, für ein Engagement in der Regionalliga nicht zur Verfügung zu stehen. Der Vertrag des 50-Jährigen hat durch das Urteil keine Gültigkeit mehr. Vieles deutet darauf hin, dass der bisherige Amateur-Trainer, Robert Jaspert, Schäfers Nachfolger wird.

In Berlin trafen sich unmittelbar nach dem Urteilsspruch die Vertreter des Hauptsponsors „Göttinger Gruppe“. Die Verhandlungen sollten bis in den späten Abend dauern, kündigte deren Pressesprecher Michael Plassmann an. TeBe will heute über die Zukunft des Vereins informieren. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Geldgeber sein Engagement trotz des Abstiegs fortsetzt und die Berliner mit rund zehn Millionen Mark unterstützt. Statt wie geplant schon bald in die Champions League zu stürmen, muss nun ein Neuaufbau finanziert werden. TeBe war der erste Fußballverein in Deutschland, der in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien umgewandelt wurde. Verteilt über fünf Jahre hatte der wegen seiner Geschäftspraktiken umstrittene Finanzdienstleiter „Göttinger Gruppe“ etwa 70 Millionen Mark in den Verein investiert.

Schon vor dem endgültigen Aus hatte fast der komplette Kader der als „Söldnertruppe“ verschrieenen Berliner den Verein verlassen. Sasa Ciric wechselte zu Eintracht Frankfurt. Abderrahim Ouakili kehrte zum FSV Mainz 05 zurück. Uwe Rösler heuerte beim FC Southampton an. Und Torhüter Andreas Hilfiker verstärkt den SSV Ulm.

Sportsenator Klaus Böger (SPD) bedauerte die Gerichtsentscheidung. Er hoffe, dass Tennis Borussia möglichst schnell wieder den Grundstein legen kann für eine Rückkehr in die 2. Bundesliga. „Mit geduldiger Arbeit und solider Fianzplanung ist dieses Ziel erreichbar“, meinte Böger. DPA/TAZ

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen