: Flucht mit Erlaubnis
■ Über die Wichtigkeit der richtigen Papiere: Die Textcollage Der edelste Teil
„Unerwünscht“ - wie könnte man dieses Adjektiv ersetzen? Das dtv-Synonym-Wörterbuch schlägt fast 20 Variationen vor: allein „lästig“, „widrig“ und „unangenehm“. Ende letzten Jahres erreichte das Museum der Arbeit mit der Ausstellung „Unerwünscht“ in sechs Wochen fast 10.700 Besucher. Diese durften für kurze Zeit in die Rolle eines Flüchtlings schlüpfen.
Besonders begeistert waren SchülerInnen der Gesamtschule Steilshoop und des Wirtschaftsgymnasiums Gropius-Ring: Sie nahmen die Ausstellung zum Ausgangspunkt ihrer Theater-AG. Heraus kam dabei unter der Leitung von Olaf Bublay Der edelste Teil. In der 35-minütigen Textcollage finden sich neben B. Brechts Gedicht über den Pass Zitate aus „Asylanten“ von Susanne Amatosero.
Mit großem Erfolg hatten die Jugendlichen die Performance bereits an ihren Schulen gezeigt. Um noch einmal den Bogen zur Inspirationsquelle zu schlagen, führten sie ihr Stück am Dienstag im Museum der Arbeit auf. Je zwei Drittel des Eintritts der Mittagsvorstellung gingen an die Aktion „Schüler helfen leben“, die am „Sozialen Tag“ vergangene Woche Geld für Schulen in Bosnien und Kroatien erwirtschaftete.
In Der edelste Teil zeigen die Schüler der zwölften Klasse teilweise ihre eigenen Lebensläufe. Immer aber geht es um die Wichtigkeit des Passes. Darum, ob man ein Visum hat. Ein Bürokrat ist empört darüber, dass Menschen ohne Genehmigung fliehen. Dann dreht sich der Spieß: Der Bürokrat findet sich in der Immigrantenrolle wieder. Woran Diskriminierung nicht nur hierzulande festgemacht wird, ist letztlich eine Fiktion auf einem Stück Papier. Liv Heidbüchel
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