: Politisches Urteil in Pakistan
Der gestürzte Premierminister Nawaz Sharif wird wegen Korruption zu 14 Jahren Haft verurteilt. Seine Partei, die Muslim-Liga, ist sich uneins über ihr weiteres Vorgehen
DELHI taz ■ Der abgesetzte pakistanische Premierminister Nawaz Sharif ist von einem Antikorruptionsgericht zu vierzehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Außerdem darf er 21 Jahre lang kein öffentliches Amt mehr bekleiden, und er muss eine Geldstrafe von umgerechnet 805.000 Mark zahlen. Sharif wurde für schuldig befunden, 1993 den Kauf eines Privathubschraubers den Steuerbehörden verschwiegen zu haben. Der Sharif verweigerte jede Aussage, weil er in dem Verfahren eine Hexenjagd des Militärmachthabers General Pervez Musharraf sah. Der gewählte Regierungschef war am 12. Oktober vom Militär gestürzt worden. Bereits im April war Sharif zweimal zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Nach der Urteilsverkündung kam es in mehreren Städten zu Kundgebungen von Sharif-Anhängern. Doch zu einer größeren Protestwelle wird es nicht kommen. Auch der Versuch der Ehefrau Sharifs, Kulsoom Nawaz, die Muslim-Liga auf eine Anti-Armee-Linie umzuschwenken, hat bisher wenig gefruchtet. Dies liegt nicht nur daran, dass Politiker wie Sharif und Benazir Bhutto in weiten Kreisen der Bevölkerung ihre politische Legitimität eingebüßt haben. Es gibt auch innerhalb der Muslim-Liga unterschiedliche Auffassungen über die einzuschlagende Richtung. Während Kulsoom die Fahne für ihren Gatten hochhält und damit beträchtliche Sympathien gewonnen hat, ist der Parteivorstand mehrheitlich der Meinung, Sharif solle die Führung der Partei abgeben, damit sich diese auf die Lage nach dem Militärputsch einstellen kann.BERNARD IMHASLY
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