: Schwimmende Globalisierung
Wer als Seefahrer um die ganze Welt fährt, kommt zwangsläufig irgendwann zu Hause vorbei. Und aus der Sicht des Schiffes, der Ware und des Meeres ist es sehr egal, ob dieses Zuhause sich in Europa, in Fernost oder anderswo befindet.
Internationale geltende Sicherheitsstandards mit den Reedereien zu vereinbaren, ist mühsam. Aber es gibt Fortschritt. Der ist zum Beispiel daran ablesbar, dass Gut & Böse nicht mehr einfach zu unterscheiden sind: ein ausgeflaggtes Schiff, etwa das eines deutschen Reeders mit liberianischer Flagge, gilt nicht mehr a priori als Sicherheitsrisiko.
So hat auch die Internationale Transportarbeiter-Föderation ITF die Strategie ihrer Billigflaggenkampagne modifiziert. Seit nach dem Zweiten Weltkrieg US-amerikanische Reeder begannen, ihre Schiffe nach Panama und Liberia auszuflaggen, um jenseits allen gewerkschaftlichen Zugriffs Heuerkosten zu senken, waren Billigflaggenschiffe stets übelste Ausbeuterpötte. Heute gelten für ein Drittel der etwa achtzehntausend Billigflaggenschiffe mit ihren etwa 95.000 Seeleuten ITF-Verträge.
Noch immer gibt es zu viele Seelenverkäufer, Rostkähne und schwimmende Zeitbomben – Schiffe wie jenen Tanker „Erika“, der vorigen Winter der französischen Atlantikküste eine Umweltkatastrophe bescherte. Die „Erika“ war, wie es im ITF-Bericht formuliert wurde, ein 25 Jahre altes Schiff, das schon acht Besitzer hinter sich hatte, bereits öfters auf Grund gelaufen und seit fünf Jahren wegen Rostschäden aktenkundig war.
Andrerseits ist zu erleben, dass der kroatische Offizier auf dem in Taiwan gefertigten, mit allen mitteleuropäischen Sicherheitssauflagen gecheckten Schiffsneubau eines deutschen Reeders mit Heimathafen Monrovia zuverlässig mit der birmesischen Crew zusammenarbeitet. Und die Matrosen sind es zufrieden, weil sie mit ihren Einkünften den Familien zu Hause in Myanmar einen passablen Lebensstandard ermöglichen.
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