piwik no script img

schnittplatzArme kleine GEZ

Das wird noch böse enden. Zuerst skandieren übel wollende Medienpolitiker laut „G E Z – hat kein Zweck“. So laut, dass sie damit eine Diskussion über Sinn und Zweck des Sparschweins der Öffentlich-Rechtlichen lostreten. Und jetzt will der Vorsitzende der Länder-AG, der thüringische Kultusminister Michael Krapp, auch noch „eine völlig andere“ GEZ.

Eine „personenbezogene Abgabe“ soll laut Krapp jedeR Deutsche in Zukunft zahlen, unabhängig von der Anzahl der Geräte. Er schließe dabei nicht aus, verängstigte Krapp am Freitag die GEZ, „dass sie in ihrer jetzigen Form nicht mehr notwendig wäre“ . . .

Schlechte Aussichten für die Kölner Gebühreneintreiber. Um nicht zu sagen schwarzseherische. Und gute Aussichten für alle, die sich erst 2005 überhaupt ein „Gerät“ zulegen wollen. Denn dann läuft der Staatsvertrag ohnehin aus, und danach ist alles anders.

Da klingt das trotzige Argument des GEZ-Verwaltungsrates Norbert Seidel, die GEZ arbeite äußerst effektiv und kostengünstig, und überhaupt sei der Einzug der Kirchensteuer doch viel teurer, schon fast rührend.

Aber die Sehgewohnheiten haben sich geändert, und eine Menge TV-Zuschauer wollen schlicht nicht mehr für Programme zahlen, die sie kaum konsumieren. Pech für die Öffentlich-Rechtlichen. Egal ob oder in welcher Form die GEZ in fünf Jahren existiert, die Richtung ist klar: Irgendwann zahlt man nur noch für das, was man sehen will.

Vielleicht haben die Öffentlich-Rechtlichen mit ihrem steten und unverrückbaren Konzept, mit ihrer Schwerfälligkeit und dem Unwillen gegenüber Änderungen und Trends noch mehr Züge verpasst als befürchtet. Aber Leid müssen sie einem nicht tun.

Dann schon eher die 950 GEZ-MitarbeiterInnen, die eventuell ab 2005 einen neuen Job suchen. Die sollten sich schon mal darüber schlau machen, wie denn eigentlich künftig mit den UMTS-Frequenzenverfahren werden soll. Falls überhaupt jemand Öffentlich-Rechtliches auf seinem Handy-Display will. JZ

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen