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Katerstimmung am Tag danach

Nach dem Ende der UMTS-Auktion hat der erste Konzern schon keine Lust mehr auf den deutschen Markt: Hutchinson steigt aus seinem Konsortium aus

von JENS UEHLECKE

Einen Tag nach dem Ende der Mainzer Milliarden-Auktion herrschte gestern Katerstimmung. Vor allem die Gesamtsumme von fast 100 Milliarden Mark bedrückte die sechs Sieger. T-Mobil, Mannesmann Mobilfunk, E-Plus, Viag Interkom, Mobilcom sowie das Bieterkonsortium 3G hatten am Donnerstag bei einem Gebot von durchschnittlich 16,5 Milliarden Mark je zwei von zwölf UMTS-Frequenzblöcken ersteigert.

Für Furore sorgte dann der Bruch des Bieterkonsortiums um den deutschen Netzbetreiber E-Plus. Der Hongkonger Mischkonzern Hutchinson Whampoa gab bereits wenige Stunden nach der Auktion bekannt, sich von seinen Partnern, der niederländischen E-Plus-Mutter KPN Mobile und dem japanischem Mobilfunkriesen NTT DoCoMo, zu trennen. Die Bietergemeinschaft hatte sich erst vor der deutschen Auktion zusammengefunden. Die Kosten seien eben zu hoch ausgefallen, begründete Hutchinson-Chef Canning Fok den Schritt. Zudem habe man das Ziel, eine große Lizenz mit drei Frequenzblöcken zu ersteigern, nicht erreicht. KPN Mobile zeigte Verständnis für den plötzlichen Rückzug. „Zwei Blöcke sind zu wenig für zwei Anbieter“, sagte KPN-Mobile-Vorstandschef Diederik Karsten. Und bei den Kosten mache es einen Unterschied, ob man wie Hutchinson als neuer Wettbewerber auf einen Markt dränge oder wie KPN mit E-Plus bereits vertreten sei.

Den Anteil von Hutchinson müssen sich jetzt die beiden E-Plus-Gesellschafter KPN Mobile und Bell South teilen – wobei KPN Mobile mit rund 12,7 Milliarden Mark 77,5 Prozent der Lizenz finanziert. Kein Wunder, dass der Aktienkurs von KPN an der Amsterdamer Börse nach dieser Nachricht um 12 Prozent einbrach. Zwischenzeitlich fiel das Papier auf ein Jahrestief von 31,71 Euro.

Die Deutsche Telekom und Mannesmann Mobilfunk, die die Auktion mit ihrem Verzicht auf weitere Gebote beendet hatten, zeigten sich zufrieden. Telekom-Sprecher Stephan Broszio sagte, es wäre „wirtschaftlicher Wahnsinn“ gewesen, die Gebote weiter hochzutreiben. „Es ist für uns betriebswirtschaftlich sinnvoller, mehr Geld in die UMTS-Infrastruktur zu investieren, um auch mit nur zwei Frequenzblöcken die notwendigen Netzkapazitäten zu erreichen.“

Mobilcom-Chef Gerhard Schmid kritisierte die Konkurrenz indes heftig. „D1 und D2 haben durch ihr Bieterverhalten nicht nur 20 Milliarden versenkt, sondern auch ihre Ziele nicht erreicht“, sagt er. Sie seien die eigentlichen Verlierer der Mainzer Auktion. Das gleiche Ergebnis hätte bereits eine Woche früher und für alle Beteiligten wesentlich günstiger erreicht werden können. „Erst nach Signalen der Börse haben sich die beiden besonnen“, so Schmid. Er sagte voraus, dass sich der gemeinsame Marktanteil von T-Mobil und Mannesmann Mobilfunk bei der Einführung von UMTS von jetzt 90 Prozent auf 40 Prozent verringern werde, weil die Kapazitäten von zwei Frequenzblöcken technisch nicht mehr hergäben. Für sein Unternehmen gab er eine optimistische Prognose ab: Er rechne damit, dass Mobilcom „nach hohen Vorlaufkosten für UMTS schon 2005 die Gewinnschwelle erreicht“.

Unterdessen ging die UMTS-Auktion in Mainz gestern in eine zweite Runde. Die Regulierungsbehörde versteigert unter den Siegern des ersten Durchganges noch einmal fünf Frequenzblöcke, mit denen sie ihre Lizenz aufwerten können. Die Auktion war binnen eines halben Tages beendet, weil Viag Interkom nicht mehr teilnahm. Die anderen teilten sich die Zusatzfrequenzen für insgesamt 561 Millionen Mark.

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