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Anlegen fürs Leben im Alter

Die Renten sind sicher – die Frage ist nur, wie hoch sie sein werden. Unstrittig ist, dass dieprivate Altersvorsorge als Ergänzung immer wichtiger wird. AS-Fonds bieten eine Möglichkeit

Vor einiger Zeit war die Investmentbranche auf der Suche nach einem Wundermittel gegen die Vorherrschaft der Lebensversicherer auf dem Markt der Möglichkeiten für die private Altersvorsorge. Durch die neu zu schaffende Anlagemöglichkeit sollten die Bürger davon abgebracht werden, beim Thema private Altersvorsorge allein an die Lebens- oder Rentenversicherung zu denken. Der Name für dieses Produkt sollte „Altersvorsorge-Sondervermögen“ sein oder kurz: AS-Fonds.

Ein AS-Fonds ist im Grunde ein ganz normaler Investmentfonds: Von Investmentgesellschaften wird von vielen Anlegern Geld eingesammelt und in Aktien, Anleihen und Immobilien investiert. Je nachdem, in welche dieser Möglichkeiten das Fondsvermögen vorrangig angelegt wird, spricht man von Aktien-, Renten- und Immobilienfonds. Diese unterscheiden sich stark in den Renditechancen und Wertschwankungen. Hohe Chancen bei hohem Risiko bieten die Aktienfonds, bei Immobilienfonds sind die zu erwartenden Renditen und Wertschwankungen viel geringer, Rentenfonds nehmen eine Mittelstellung ein. Die Investmentfonds geben sich Anlagegrundsätze, die vorab festlegen, worin investiert werden darf. Die Anleger bekommen entsprechend der Höhe ihrer Anlage eine bestimmte Anzahl von Investmentzertifikaten. Die Fondsanteile können börsentäglich der Investmentgesellschaft zurückgegeben werden.

Das Besondere an AS-Fonds ist, dass es für sie spezielle gesetzliche Vorschriften gibt, die sie zu einer renditeträchtigen und zugleich sicheren Anlage für die Altersvorsorge machen sollen. Dazu gehört, dass die AS-Fonds vor allem in solche Anlageformen anzulegen haben, die als langfristig erfolgreichste gelten. Mehr als die Hälfte des Vermögens muss in so genannte Substanzwerte wie Aktien und Immobilien investiert werden. Um das Risiko zu beschränken, dürfen allerdings maximal 75 Prozent des Fondsvermögens in Aktien angelegt werden, die Spekulation mit Optionen und Futures ist tabu. Hinzu kommt, dass die Investmentgesellschaften Sparpläne anbieten müssen, mit denen die AS-Sparer mindestens 18 Jahre lang und bis zu ihrem 60. Lebensjahr ansparen können. Natürlich steht es Anlegern frei, auch vor Vertragsende jederzeit Fondsanteile zu verkaufen. Außerdem müssen Anleger die Möglichkeit haben, nach drei Vierteln der Laufzeit des Altersvorsorge-Sparplans ihre Fondsanteile kostenlos in jeden anderen Investmentfonds der Investmentgesellschaft umschichten. Am Ende der Ansparzeit kann der Anleger wählen zwischen der Auszahlung des Wertes aller seiner Fondsanteile in einer Summe oder einem Auszahlungsplan, der in den Varianten mit und ohne Kapitalverzehr angeboten wird. Es gibt jedoch keine garantierte Mindestrendite. Erhältlich sind AS-Fonds bei Investmentgesellschaften und Banken.

Es ist sicher lobenswert, wenn versucht wird, das Fast-Monopol der Lebensversicherer im Bereich der Altersvorsorge aufzubrechen. Denn die Erfahrung zeigte, dass die Rendite mit Lebens- und Rentenversicherungen oft nicht berauschend war. Allerdings haben sich AS-Fonds nicht als Asse unter den Anlagen für die private Altersvorsorge erwiesen, denn sie bieten keine wesentlichen Vorteile gegenüber normalen Investmentfonds. Schon seit langem gibt es normale Investmentfonds, in die im Rahmen eines Sparplans monatlich eingezahlt werden kann. Dabei hat der Anleger aber nicht nur die Auswahl unter relativ wenigen AS-Fonds, sondern kann aus mehreren tausend Investmentfonds aussuchen. Durch die weit größere Auswahl unter normalen Investmentfonds kann ein Fonds gefunden werden, der besser auf etwaige Anlagegrundsätze des Anlegers zugeschnitten ist, etwa wenn er ethisch-ökologische Gesichtspunkte mitberücksichtigt. Auch sind AS-Fonds weniger transparent als normale Investmentfonds. Denn innerhalb der gesetzlichen Vorschriften und der Vorgaben durch die Anlagegrundsätze kann das Fondsmanagement wählen, ob es in Aktien oder Anleihen oder andere Vermögenswerte investiert. Man weiß also nie genau, wie risikoreich der AS-Fonds gefahren wird. Dagegen ist beispielsweise bei einem normalen Aktieninvestmentfonds festgelegt, dass in Aktien investiert wird. Insbesondere hat sich jedoch der Gesetzgeber nicht dazu durchringen können, den AS-Fonds dieselben steuerlichen Vorteile zu verschaffen, die Lebens- und Rentenversicherungen genießen. So sind weder die Zins- und Dividendenerträge der AS-Fonds steuerfrei, noch können die Beiträge als Vorsorgeaufwendungen steuerlich geltend gemacht werden.

Schließlich gibt es für Sparplan-Anleger noch das Bonbon eines kostenlosen Fondswechsels in den letzten Jahren der Laufzeit. Damit könnte tatsächlich eine Menge Geld gespart werden. Denn bei solch einem Wechsel sind derzeit etwa 3 bis 5 Prozent Ausgabeaufschlag zu bezahlen. Allerdings hat man den Vorteil einer kostenlosen Umschichtung oft erst in zehn oder noch mehr Jahren. Gut möglich, dass dann auch bei normalen Investmentfonds kein Ausgabeaufschlag mehr verlangt wird. Damit würde sich dieser Vorteil in Wohlgefallen auflösen.

Insgesamt sind AS-Fonds also sicherlich kein Wundermittel. Für einige Anleger mögen sie interessant sein. Sie ersetzen aber keinesfalls die Suche nach der für den einzelnen Anleger optimalen privaten Altersvorsorge. Vielleicht ist es das größte Verdienst der AS-Fonds, dass durch sie Investmentfonds als Möglichkeit, für das Alter vorzusorgen, stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung gelangt sind.

PETER GRIEBLE

Der Autor ist Mitarbeiter der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg

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