: Fehlschlag für Israels Armee
Drei Soldaten bei missglückter Festnahmeaktion möglicherweise von eigenen Leuten erschossen
NABLUS rtr/afp/ap ■ Bei einer Schießerei mit Kämpfern der islamistischen Hamas-Bewegung im Westjordanland sind drei israelische Elitesoldaten getötet und ein weiterer leicht verletzt worden. Die Armee schloss gestern in Jerusalem nicht aus, dass die Soldaten am Vorabend irrtümlich von eigenen Kameraden erschossen wurden. Die missglückte Verhaftungsaktion könnte damit zu einem peinlichen Desaster für die israelische Armee werden.
Mehrere hundert israelische Soldaten hatten am Samstagabend auf der Suche nach dem führenden Hamas-Mitglied Abu Hanud das Dorf Assira el Schamalijeh bei Nablus abgeriegelt und Haus-zu-Haus-Durchsuchungen vorgenommen. Nach Angaben des israelischen Befehlshabers der Truppen im Westjordanland, General Jitzhak Eitan, schoss Abu Hanud zusammen mit einem Nachbarn namens Nidal auf die Soldaten. Abu Hanud konnte leicht verletzt fliehen. Er begab sich aber kurze Zeit später in einem Krankenhaus in Nablus in den Gewahrsam der palästinensischen Behörden. Nidal wurde ebenfalls verletzt und von den israelischen Soldaten festgenommen. Sein Haus wurde mit Bulldozern zerstört. Darin seien zuvor vier Tonnen Chemikalien gefunden worden, die zur Herstellung von Sprengsätzen verwendet werden könnten.
Abu Hanud wird von den israelischen Behörden im Zusammenhang mit zwei Selbstmordanschlägen in Jerusalem im Jahr 1997 gesucht, bei denen 21 Israelis getötet wurden. Die militante Hamas bekämpft die israelisch-palästinensischen Friedensbemühungen, die Mitte September in ein Abkommen münden sollen.
Assira el Schamalijah gibt als Hochburg von Hamas und liegt wenige Kilometer nördlich von Nablus, der größten Stadt des Westjordanlandes. Der Ort befindet sich in einem Gebiet, das unter palästinensischer Verwaltung steht, aber von der israelischen Armee kontrolliert wird. Diese informierte die palästinensischen Behörden zu Beginn der Aktion.
Die drei getöteten israelischen Soldaten im Alter zwischen 20 und 21 Jahren dienten in einer verdeckt operierenden Elite-Einheit im Westjordanland. Der israelische Armeechef General Schaul Mofas sagte auf einer Pressekonferenz in Jerusalem, er könne nicht ausschließen, dass die Soldaten von den eigenen Kameraden irrtümlich erschossen worden seien. Dies müsse in den kommenden Tagen aber noch untersucht werden. „Ich habe ausreichend Grund zu der Annahme, dass bei dieser Operation ernsthafte Fehler gemacht wurden“, sagte Mofas.
Der israelische Polizeiminister Shlomo Ben-Ari wollte sich gestern nach Abgaben der britischen Rundfunkanstalt BBC nicht dazu äußern, ob Israel die Auslieferung von Abu Hanud beantragen werde. Er lobte jedoch die Zusammenarbeit mit der palästinensischen Polizei. Im Armeerundfunk sagte er: „Das Wichtige hier ist das wirkliche Bemühen der palästinensischen Regierungsbehörde im Kampf gegen Terrorismus.“ Die Palästinenser lehnen eine Auslieferung Abu Hanuds ab.
Der palästinensische Unterhändler im Friedensprozess, Ahmad Kurie, verurteilte die Militäraktion zu diesem Zeitpunkt. In einer Erklärung von Hamas war von einem „Tag des Sieges“ für die Bewegung die Rede.
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