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„Von OB verstehen Frauen mehr“

Im Kölner OB-Wahlkampf sind die Kandidaten zweite Wahl, aber einfallsreich: Ein Punker tritt nackt an, der FDP-Mann zieht in einen Big-Brother-Container. Auch die Favoriten Anke Brunn (SPD) und Fritz Schramma (CDU) meiden die politische Debatte

aus Köln PASCAL BEUCKER

Er ist der schillerndste der 14 Kölner, die am kommenden Sonntag Oberbürgermeister werden wollen: Ansgar Imhäuser. Der 34-jährige Punker und arbeitslose Schreiner hat sich für sein Wahlplakat nackt ablichten lassen und verspricht: „Alles wird gut“.

Kölns neuer OB darf so lange regieren wie sonst kein Kommunalpolitiker: Bis zum Jahr 2009 bleibt der Sieger im Amt, denn nach dem überraschenden Tod von OB Harry Blum (CDU) wählen die Kölner laut NRW-Gemeindeordnung einen Nachfolger für die laufende und die folgende Legislaturperiode.

Blum hatte im Herbst 1999 die 43 Jahre währende Vorherrschaft der SPD in Köln beendet, als er sich in der Stichwahl gegen die Grüne Anne Lütkes durchsetzte. Die SPD musste damals ihren Kandidaten wegen einer Aktien-Affäre zurückziehen. An diesem Sonntag wird es den jüngsten Umfragen zufolge ein Kopf-an-Kopf-Rennen geben.

Während infratest dimap aus Berlin den CDU-Mann Fritz Schramma vorne sieht, hat das Münchner polis-institut einen Vorsprung für die Sozialdemokratin Anke Brunn ermittelt. Beide Institute gehen allerdings von einer Stichwahl am 17. September aus. Dann wird es vor allem auf die Wähler der Grünen und der Liberalen ankommen.

Der Grünen Barbara Moritz werden für kommenden Sonntag über 10 Prozent der Stimmen prognostiziert, FDP-Mann Ralph Sterck kann mit 4 Prozent rechnen. Bemerkenswert: Über 30 Prozent der Wähler haben sich immer noch nicht auf einen Kandidaten festgelegt. Einer der Gründe: Etliche der 715.000 wahlberechtigten Kölner halten die Politiker der Volksparteien nur für zweite Wahl. Bisher ist es dem CDU-Kandidaten Schramma nicht gelungen, in die Fußstapfen des populären Harry Blum treten, der nach nur 169 Tagen im Amt im März an den Folgen eines Herzinfarkts verstorben war.

Ins Fettnäpfchen tapste Schramma mit der Ankündigung, die Bäume in der Stadt zurückschneiden lassen zu wollen, um freie Sicht auf Denkmäler und Plätze zu gewährleisten. Nach Bürgerprotesten ruderte der 53-jährige Lateinlehrer zurück. Er habe nur bezwecken wollen, dass die Bürger „mehr als bisher über das Kölner Stadtbild nachdenken“. Der emeritierte Kölner Soziologieprofessor Erwin K. Scheuch urteilt „Schramma ist ein braver Mann“ – kein Kompliment für jemanden, der eine Millionenstadt regieren soll.

Anke Brunn war ebenfalls eine Notlösung: Die SPD hätte eigentlich lieber den Kölner Regierungspräsidenten Jürgen Roters nominiert. Erst als dieser abwinkte, war der Weg frei für die 57-jährige ehemalige NRW-Wissenschaftsministerin, die von Ministerpräsident Wolfgang Clement 1998 ausgemustert worden war. Auch Brunns Wahlkampagne hatte ihre Kuriositäten. Immerhin verzichtete die Sozialdemokratin auf den – ernsthaft in Erwägung gezogenen – schlüpfrigen Slogan „Von OB verstehen die Frauen mehr.“ Doch dafür sorgte ein anderes Motto für unfreiwillige Lacher: „Kölner Oberbürgermeister fangen mit B an“. In Anspielung auf den einzigen Kölner OB, der es zum Bundeskanzler brachte, lästerte daraufhin der Kabarettist Wilfried Schmickler: „Und nicht zu vergessen: Konrad Badenauer.“

Der Spiegel verpasste dem Wahlkampf das Motto: „Lieber lächerlich als langweilig.“ Dafür sorgte nicht unmaßgeblich FPD-Kandidat Sterck, der im Stil von „Big Brother“ eine Woche in einem Container in der Kölner Fußgängerzone verbrachte. Einzig die Grüne Barbara Moritz versuchte mit einem betont sachlichen Wahlkampf dagegenzuhalten – die Schlagzeilen in der Öffentlichkeit beherrschten die anderen.

Für Missstimmung in dem kölschen Wahlkarnevalstreiben sorgte zwischenzeitlich nur der Kölner CDU-Vorsitzende Richard Blömer. Der Abgeordnete im Landtag von NRW hatte der sozialdemokratischen Konkurrenz vorgeworfen: „Den Nährboden, dass es rechtsextremistische Umtriebe in dieser Stadt gibt, hat die SPD gelegt.“ Die SPD reagierte schockiert über diesen „ungeheuerlichen Vorgang“. Ein gemeinsames Flugblatt der vier Kölner Bürgermeister von CDU, SPD, FDP und Grünen gegen rechts drohte zu scheitern. OB-Kandidat Fritz Schramma zögerte, dann sah er sich gezwungen, zu den Äußerungen seines Stadtverbandschef auf Distanz zu gehen – „eindeutig und unmissverständlich“.

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