Entwicklungshilfe in Gefahr?

Joschka Fischers Staatssekretär Pleuger liebäugelt mit einer feindlichen Übernahme

BERLIN taz ■ Beim Millenniumsgipfel in New York lächeln sie derzeit noch Seit an Seit für Deutschland: Außenminister Joschka Fischer (Grüne) und Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Zu Hause, in Berlin, ist derweil eine Diskussion um die Frage aufgebrochen, ob es nicht besser wäre, ihre beiden Ministerien zusammenzulegen. „Man kann durch so was Synergieeffekte erzielen“, sagte Gunter Pleuger, Staatssekretär im AA gestern in Berlin, zum Abschluss der ersten deutschen Botschafterkonferenz.

Die Begehrlichkeiten des AA gibt es schon länger, doch nun hat ein führender Diplomat Interesse erkennen lassen, das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) einzuverleiben. Eine Zusammenlegung beider Ministerien unter Rot-Grün „war bei der Regierungsbildung im Gespräch“, sagte Pleuger. „Es ist anders gekommen“.

Den Anstoß zu der Diskussion hatte am Montag Frankreichs Außenminister Hubert Védrine gegeben, der auf der Botschafterkonferenz die Vorzüge einer entsprechenden Fusion in seinem Land hervorgehoben hatte. Fischer war zwar bemüht, Védrine zu bremsen, sagte aber zugleich: „Die französischen Entscheidungen in dieser Sache sind sehr vorausschauend und weitblickend.“ Allerdings habe der Vorschlag angesichts der Ressortaufteilung zwischen SPD und Grünen in der Bundesregierung „eine gewisse Delikatesse“. Da die SPD für den Verlust des BMZ entschädigt werden müsste, beurteilt Fischer, der Grünen-Politiker, die Fusionsdiskussion offenbar skeptisch. Fischers Beamte hingegen versprechen sich von einer Übernahme eine personelle und finanzielle Auffrischung ihres Hauses, das unter dem Sparkurs der Regierung ächzt. Rüstet Wieczorek-Zeul zum Gegenschlag? Ein Sprecher zur taz: „Es gibt bei uns im BMZ keine Überlegungen, das AA zu integrieren.“ PATRIK SCHWARZ