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Rechte Totschläger sind nicht rechts

■ Obdachloser ist laut Polizei kein Opfer von Nazi-Gewalt

Die Tötung eines 45 Jahre alten Obdachlosen in Schleswig durch zwei Skinheads wird von den Flensburger Ermittlungsbehörden nicht als rechtsextremistische Tat eingestuft. Die beiden 23 Jahre alten Schleswiger „haben sich ihr Opfer nicht gezielt als Angehöriger einer sozialen Randgruppe ausgesucht, um den obdachlosen Mann anzugreifen“, meinten gestern übereinstimmend die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei.

Es sei von den Tatverdächtigen „nicht bewusst geplant gewesen, loszugehen um Obdachlose zusammenzuschlagen“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Ulrike Stahlmann-Liebelt. Das spätere Opfer und die beiden Skinheads hätten „ja zunächst auch ganz einverständlich zusammen am Feuer gesessen, getrunken und gefeiert“, ist ihre Interpretation.

Die jungen Männer hätten den Mann am Tatabend vor der Auseinandersetzung „ganz lange toleriert“. Dann erst habe es Streit gegeben. „Das ist überhaupt nicht als rechtsextremistische Tat einzuordnen“, sagte die Staatsanwältin. Die Beschuldigung laute nicht auf Körperverletzung mit Todesfolge, sondern Totschlag, „denn die Verletzungen sind so massiv gewesen, dass es auch im alkoholisierten Zustand erkennbar war, dass dies zum Tode führen muss“.

Nach den bisherigen Ermittlungen gehören die seit Sonnabend inhaftierten 23-Jährigen keiner rechtsextremistischen Partei oder Organisation an. Sie sähen sich aber selbst als Skinheads, „und gehören auch vom Äußerlichen her dazu“, sagte ein Kriposprecher.

Die Tat hatte sich am Dienstagabend vergangener Woche ereignet. Die beiden Skinheads waren am Sonnabend festgenommen worden. Die 23-Jährigen gestanden die Tat. Sie gaben als Motiv an, der Obdachlose habe sie provoziert und beleidigt. dpa

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