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„Erfreuliche Entwicklung“

Doch wenn die EU-Erweiterung kommt, wird es Beihilfen zum Hanfanbau in der jetzigen Formnicht mehr geben. Interview mit Hermann Hansen von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe

Interview LARS KLAASSEN

Hermann Hansen ist Mitarbeiter der Abteilung Projektmanagement in der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) und Experte für den Bereich Faserpflanzen. Als Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BML) unterstützt die FNR Forschung und Entwicklung im Bereich nachwachsender Rohstoffe. Neben der fachlichen Betreuung und der finanziellen Förderung von Forschungsprojekten beteiligt sie sich an wissenschaftlichen Veranstaltungen, veröffentlicht aktuelle Forschungsergebnisse und informiert über Verwendungsbereiche. Hansen äußert sich zur derzeitigen Situation und Perspektiven der Hanf- und Flachswirtschaft in Deutschland.

taz: Seit vier Jahren darf in der Bundesrepublik der nachwachsende Rohstoff Hanf angebaut werden. Welche Bedeutung hat die Pflanze bislang wirtschaftlich erlangt?

Hermann Hansen: Allein schon der Umfang des Anbaus hat sich erfreulich entwickelt. Rund 4.000 Hektar Hanf werden in Deutschland derzeit angebaut. Darüber hinaus ist auch eine Reihe von Betrieben entstanden, die den Rohstoff weiterverarbeiten. Gesamtwirtschaftlich ist das zwar noch wenig: Auf rund 740.000 Hektar wuchsen nachwachsende Rohstoffe im Jahr 1999, das sind etwa 7 Prozent der Ackerflächen Deutschlands. Aber nicht nur der Anbauumfang wird jährlich größer, auch das Spektrum der Anwendungsbereiche nachwachsender Rohstoffe weitet sich immer mehr aus. Die Anbaufläche bei Flachs, der in ähnlichen Bereichen wie Hanf verwendet werden kann, ist auf 700 Hektar zurückgegangen.

Welche Gründe hat der Abwärtstrend im Bereich Flachs, wenn zugleich nicht nur der Hanfsektor, sondern der Markt für nachwachsende Rohstoffe allgemein expandiert?

Im Bereich der Weiterverarbeitung von Flachs hat es technische Probleme beim Bau und in der Inbetriebnahme von Kurzfaseraufbereitungsanlagen eines Anlagenherstellers und somit Kapazitätsengpässe gegeben. Die Hanf verarbeitenden Betriebe konnten dagegen die Nachfrage speziell auf den technischen Märkten nutzen. Vor allem als Dämmstoff im Baubereich und im Bereich der faserverstärkten Kunststoffe in der Automobilindustrie bieten sich für Kurzfasern Absatzchancen.

EU-Pläne, die Flächenbeihilfe zur Erzeugung kurzer Flachs- und Hanffasern zu verringern und eine mengenbegrenzte Verarbeitungsbeihilfe für die Fasern einzuführen, sorgten in der Branche für Aufruhr.

Statt einseitige Beihilfen an die Landwirte zu vergeben, wird die Beihilfe nach Änderung der Marktordnung für Flachs und Hanf nunmehr in eine Flächenbeihilfe für Landwirte und eine Verarbeitungsbeihilfe für Erstverarbeiter gesplittet. Die Verarbeitungsbeihilfen sind zeitlich befristet und auf eine bestimmte Erzeugungsmenge begrenzt. Sie bieten Erstverarbeitern die Chance, sich auf dem Markt zu behaupten. Mit den nach langen Verhandlungen erreichten Beihilfekonditionen können alle Seiten zufrieden sein.

Ist dieser Wirtschaftszweig auf Dauer ohne den Subventionstropf überhaupt lebensfähig?

Die Prämien werden nur auf Zeit vergeben, so dass die Unternehmen auf rationelle Produktion hinarbeiten müssen. Nach 2005 könnten die Verarbeitungszuschüsse sogar ganz entfallen. Bis dahin müssen die Betriebe wettbewerbsfähig sein. Da die Nachfrage nach Kurzfasern bislang kontinuierlich steigt – vor allem in der Auto- und Dämmstoffindustrie gibt es noch erhebliche Potenziale –, sieht die Perspektive für diesen zurzeit noch kleinen Wirtschaftszweig aber gar nicht so schlecht aus. Klar ist: Wenn die EU-Osterweiterung kommt, können die Beihilfen in der jetzigen Form nicht beibehalten werden. Dann wird es ernst.

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