: was, wenn die dänen „nej“ sagen?
Europa zweier Geschwindigkeiten rückt näher
Im Norden niest ein kleines Völkchen – und ganz Europa bekommt den Schnupfen. Man fragt sich, wieso die Dänen mit ihren vier Millionen Wahlberechtigten und 1,7 Prozent Bruttoinlandsprodukt der Gemeinschaft so viel Aufsehen in Euro-Land erregen. Jetzt, wo das Euro-Referendum zu scheitern droht, gebärdet sich der übrige Teil der Union, als hinge nicht nur Europas Selbstverständnis, sondern auch der Eurokurs davon ab.
Und das stimmt ja auch. Zwar haben sich bis auf Großbritannien alle großen EU-Länder längst für den Euro entschieden. Aber gerade die euroskeptischen Briten könnten durch ein dänisches Nein neue Vorbehalte aufbauen. Vermutlich würde auch Schweden nicht mehr ins Boot wollen. Und psychologisch würde die neue Währung weiter abgewertet.
Entscheidet sich Dänemark gegen den Euro, sinken auch die Erfolgsaussichten der Reformkonferenz von Nizza. Denn bei der Neuorganisation der EU wird es genau darum gehen, dass die kleinen Länder Einfluss aufgeben sollen, um die Union übersichtlicher und regierbarer zu machen. Bleibt die dreizehnte Fee der Taufe des Euro fern, ist die Teilung Europas in eine politisch eng verwobene Kernzone und die lose angebundene Peripherie nicht mehr weit. DW (BRÜSSEL)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen