: Ein Gast wird zum Asylbewerber
Der afghanische Schauspieler Jalil Nazari, Hauptdarsteller des in Cannes preisgekrönten iranischen Films „Djomeh“, darf nicht in den Iran zurückkehren. Er stellte in Hamburg auf Anraten eines Anwaltes einen Asylantrag und wurde nach bundesdeutschem Recht ins sächische Chemnitz „umverteilt“. Nazari war vorige Woche als Gast zum Filmfest Hamburg eingeladen worden und mit einem Visum der iranischen Behörden eingereist. Bei der Ausreise erhielt er jedoch einen Stempel in den Pass, der ihm eine Wiedereinreise untersagt. Der 20-Jährige lebt seit der Flucht aus seiner von den radikalmoslemischen Taliban kontrollierten Heimat im Iran. Das Filmfest Hamburg versicherte gestern, alles zu tun, um Nazari die Rückkehr nach Hamburg bis zum Ende des Asylverfahrens zu ermöglichen. Festivalleiter Josef Wutz erklärte gestern, er wolle sich umgehend an Bürgermeister Ortwin Runde wenden mit der Bitte um Hilfe für „einen Gast“, den das Filmfest nach Hamburg eingeladen hatte. Es könne nicht angehen, heißt es in einer Mitteilung von Wutz, dass „ein Künstler in die weltoffene Freie und Hansestadt Hamburg“ zu einen Festival gebeten wird, und dieser dann „aus Verfahrensgründen in eines der neuen Bundesländer übergeben wird“. Es sei ja wohl „hinlänglich bekannt“, dass Asylbewerber „insbesondere im Osten Deutschlands immer wieder Schmähungen und Bedrohungen erfahren müssen“. smv
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