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Tacheles am Abgrund

Kulturverwaltung streicht dem Kunsthaus Fördermittel für das Jahr 2001. Stölzl begründet Einschnitte mit seinem Sparhaushalt. Tacheles droht damit der Konkurs und das Aus für freie Projekte oder der Weg in die kommerzielle Kultur

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Kultursenator Christoph Stölzl hat erneut bei freien Kulturträgern den Rotstift angesetzt. Ungeachtet der internationalen Anerkennung soll das Kunsthaus Tacheles e. V. im Jahr 2001 keine finanzielle Unterstützung mehr erhalten. Die vom Verein beim Land für das kommende Jahr beantragten Subventionen in Höhe von 300.000 Mark werden laut Stölzl „eingestellt“. Der Kultursenator begründet den Schritt mit Einschnitten im Berliner Haushalt. Dies geht aus einem Schreiben der Kulturverwaltung an das Kunsthaus hervor, das der taz vorliegt.

Nach Ansicht Stölzls ist die Streichung der Fördermittel notwendig, da sich „die finanzielle Situation“ des Kulturhaushalts „verschärft hat“. In der Vergangenheit hatte das Kulturhaus, das derzeit von der Fundus-Gruppe umgebaut wird und mit hohen Eigenleistungen den laufenden Baufortgang unterstützt, 150.000 Mark (1999) und 300.000 Mark (2000) vom Land erhalten.

Tacheles-Geschäftsführer Gert-Andreas Oberfell warf gestern dem Kultusenator vor, den Verein mit dieser Entscheidung in den Konkurs treiben zu wollen. Das Tacheles sei mit seinem vorwiegend nicht kommerziellem Programm, seinen Projekten und Ateliers für freie Gruppen und Künstler auf die Haushaltsmittel angewiesen. „Ohne die Mittel für diese Projekte ist das internationale Kunsthaus Tacheles nicht realisierbar“, so Oberfell zur taz. Hinzu komme, dass das Kunsthaus allein rund 10.000 Mark für Baumaßnahmen aufbringen müsse, die den Etat zusätzlich belasteten.

Nach Ansicht Oberfells könne das Tacheles unter diesen ökonomischen Voraussetzungen „seine Arbeit und die Kunst vergessen“. Zugleich mutmaßt der Geschäftsführer, dass Stölzl ein Interesse daran haben könnte, das Kunsthaus „zum kommerziellen Laden werden zu lassen“. Damit wäre das bisherige Profil des Tacheles jedoch beendet. Das Tacheles zählt mit 350.000 Besuchern jährlich zu den bestbesuchtesten kulturellen Einrichtungen der Stadt.

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