bäderbetriebe: Kräftiger Startsprung
Der Aufsichtsrat der Berliner Bäderbetriebe (BBB) hat sich gestern von zwei Spitzenmanagern getrennt. Dieser Schritt hat allerdings nur vordergründig etwas mit den Vorwürfen des Landesrechnungshofes zu tun, nach denen die BBB unter anderem Leistungen ohne öffentliche Ausschreibungen vergeben hatten. Diese Vorwürfe sind seit langem bekannt.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Wichtiger jedoch: Der BBB-Vorstand hat es nicht geschafft, aus der Anstalt öffentlichen Rechts ein schlagkräftiges Unternehmen zu zimmern. Daran hat aber auch der Aufsichtsrat und somit Sportsenator Klaus Böger (SPD) seinen Anteil. Das Gremium hat schließlich die verworrenen Tarife und Preiserhöhungen in den Schwimmbädern abgesegnet. Diese schrecken viele Berliner von einem Badbesuch ab. Einnahmeverluste sind die Folge.
Der Senat hat zudem die Subventionen für die Bäder massiv gekürzt. Ein kostendeckender Betrieb ist aber kaum möglich. Zumindest solange nicht, wie die Bäder Schulen und Sportvereinen – sozialpolitsch vernünftig – kostenlos zur Verfügung stehen.
Zudem sind viele Bäder in einem miserablen Zustand. Eine Sanierung gelingt bis heute nicht, weil die Bäderbetriebe nicht kreditwürdig sind. Dies wären sie, wenn der Senat ihnen die Grundstücke übertrüge, auf denen sich die Bäder befinden. Die BBB könnten mit den Krediten Investitionen finanzieren und sich so neue Einnahmequellen erschließen – etwa durch den Bau von Shops oder Fitnessstudios.
Möglich wäre auch eine völlige Neustrukturierung der Bäderlandschaft: Einige profitträchtige Spaß- und Erlebnisbäder könnten helfen, eine breite Versorgung mit kostengünstigen Bade-Angeboten mitzufinanzieren. Im Vergleich zu anderen Großstädten ist die Berliner Situation nämlich noch ziemlich günstig. Damit das so bleibt, sind jetzt innovative Ideen gefragt. Dem neuen Management ist deshalb ein kräftiger Startsprung zu wünschen.
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