piwik no script img

CDU wählt Streit

Asylpolitik und Zuwanderung: Dürfen diese heißen Themen im Wahlkampf debattiert und polemisiert werden? Die CDU zankt, die Wirtschaft wettert

BERLIN taz ■ Dürfen die Themen Einwanderung und Asylpolitik zum Gegenstand kommender Wahlkämpfe gemacht werden? Lange vor der nächsten Landtagswahl in Baden-Württemberg und der Bundestagswahl 2002 weiß die CDU keine eindeutige Antwort auf diese Frage. Das obere Parteipersonal streitet sich.

Mit einem Wahlkampf, wie ihn der hessische Ministerpräsident Roland Koch gemacht hatte, mag Volker Rühe nicht mehr antreten. Man könne nicht einfach Zuwanderer und Asylbewerber gegeneinander aufrechnen. Deutschland brauche Zuwanderung, „selbst wenn es uns nicht gelingt, gleichzeitig dafür zu sorgen, dass wir weniger Asylbeweber bekommen“, sagte Rühe. Beim Thema Zuwanderung gehe es auch um die Wirtschaftskompetenzen der Union. „Wir werden von der Wirtschaft nicht ernst genommen, wenn wir bestreiten, dass wir Zuwanderung von Tüchtigen und Integrationswilligen brauchen.“ Mit seinen Äußerungen parierte der stellvertretende CDU-Partei- und Fraktionsvorsitzende seinen Fraktionschef Merz. Eher nebenbei hatte dieser erklärt, Einwanderungs- und Asylpolitik seien durchaus wahlkampfgeeignet.

Wer dies tue, „darf sich nicht wundern, wenn er eines Tages als Mittäter bezeichnet wird“, kritisierte Renate Künast für die Grünen. Und auch SPD-Fraktionschef Struck hegt die „allergrößten Befürchtungen“ vor einem „Ausländerwahlkampf“.

Unterdessen schaltete sich auch Angela Merkel in den Zank ein. Die CDU-Chefin sprang gestern ihrem Kollegen Merz bei. Sie könne nicht ausschließen, dass „auch das Thema Zuwanderung“ zum Wahlkampf 2002 gehöre. Dies bedeute aber nicht unbedingt eine Unterschriftenkampagne. „Aber dass ganze Spektren interessanter und die Menschen doch auch bewegender Themen im Wahlkampf nicht mehr vorkommen sollen, das halte ich für eine absurde Argumentation“, sagte Merkel.

Dem widersprechen die Unternehmerpräsidenten vehement und warnen davor, die Einwanderungspolitik zum Wahlkampfthema zu machen. Arbeitgeberpräsident Hundt fordert eine „konstruktive und sachliche Debatte“. DIHT-Präsident Stihl sagte, die Wirtschaft wolle das Asylrecht nicht in Frage stellen.

ROGA

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen