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War er's oder war er's nicht?

■ Von der Echtheit der Goldhelme und anderer Requisiten: Eine Ausstellung über zu- und abgeschriebene Rembrandt-Gemälde

Ist es nun ein Rembrandt oder ist es keiner? Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts galten rund 600 Gemälde als Originale des holländischen Malers, heute sind es gerade mal 300. Seitdem das Rembrandt Research Project vor über 20 Jahren seine Arbeit begonnen hat und spektakuläre Abschreibungen vornimmt, schwindet die Zahl der anerkannten Originale rasant. Der Mann mit dem Goldhelm etwa, jenes Bildnis aus der Gemäldegalerie Berlin, das über ein Jahrhundert als Inbegriff der rembrandtschen Port-rätkunst galt, wurde als Werk eines unbekannten Schülers überführt.

Doch wie erkennt man einen echten Rembrandt? Dieser Frage widmen sich zwei Ausstellungen, die die Kunsthallen Bremen und Hamburg gemeinsam erarbeitet haben. Während die Bremer Kunsthalle die Zeichnungen beider Häuser unter die Lupe nimmt, vergleicht die Hamburger ihre beiden gesicherten Rembrandtgemälde mit Werken seiner Nachfolger.

Nur 20 Bilder sind in Hamburg zu sehen, doch für die sollte man sich Zeit nehmen. Die Kunst der Zuschreibung ist eben eine heikle Sache: Rembrandt bildete etliche Schüler aus, die seine Malweise oft so perfekt imitierten, dass ihre Arbeiten von denen des Meister kaum zu unterscheiden waren. Und Rembrandt selbst wandelte seinen Malduktus nach Belieben. Von einem unverwechselbaren Stil des Meis-ters kann daher keine Rede sein.

Kennerurteile bleiben letztlich immer subjektiv, aber es gibt auch objektive Kriterien zur Echtheitsanalyse: Texttafeln informieren in der Ausstellung über Röntgenuntersuchungen und Dendrochronologie. Man erfährt, wie problematisch es ist, eine Signatur als eigenhändig zu erkennen. Manchmal reicht schon die sorgfältige Rekonstruktion der Herkunft eines Gemäldes aus, um seine Originalität zu bestätigen.

Doch warum ist die Namensgebung eigentlich so wichtig? Warum hängt die Wertschätzung eines Gemäldes von der Zuschreibung ab? Mit dieser Frage setzt sich Heimo Zobernig auseinander. Im Rahmen des Projektes einräumen – zeitgleich in der Kunsthalle zu sehen– hat er die Ausstellungsarchitektur der Rembrandtschau in Form der Künstlersignatur R entworfen. Im runden Kuppelsaal ergibt sich nun ein R im Kreis, das Zeichen für „registered trademark“, das sich in Markenprodukten allenthalben findet. Marken nobilitieren, aber sind sie zwangsläufig ein Zeichen für höhere Qualität? Darüber nachzudenken lädt die Schau in der Kunsthalle ein. Kerstin Wiese

bis 21.01.01, Hamburger Kunsthalle, Di - Do 10 - 18, Do 10 - 21 Uhr, Katalog: 38 Mark, Kunsthalle Bremen, Mi - So 10 - 17, Di 10 - 21 Uhr, Katalog 45 Mark, beide Kataloge zusammen: 58 Mark

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