: Gesucht: Der Pate
■ Neues Modellprojekt soll Kindern psychisch kranker Mütter helfen
Wenn eine Mutter psychisch erkrankt, ist dies für Kinder eine sehr starke Belastung. „Sie fühlen sich mutterseelenallein und oft schuldig“, berichtet Bettina Waffek vom Pflegekinderverein „Pfiff e.V“. Die Kinder würden schon früh Verantwortung unternehmen und seien durch das wechselhafte Verhalten ihrer Mütter oft „sehr verunsichert“. Das Risiko, dass diese Kinder später selber psychisch erkranken, so hätten neuere Forschungen ergeben, sei „sehr hoch“, sagt Waffek.
Der Verein Pfiff, der rund 130 Kinder an Pflegefamilien vermittelt, hat nun mit finanzieller Unterstützung des Amtes für Jugend ein Modellprojekt begonnen, das die Kinder stärken und vorbeugenden Charakter haben soll: Gesucht werden Paten, bei denen die Kinder nicht ständig wohnen, die ihnen aber als Ansprechpartner für Sorgen und Nöte zur Seite stehen.
Die Kinder, so Waffek, würden weiterhin bei ihrer Mutter leben, hätten aber in Krisenzeiten - beispielsweise wenn die Mutter in die Klinik muss - eine schon bekannte Familie, die sie aufnimmt.
Alter und Familienstand potentieller „Paten“ sind zweitrangig. Es könnten sich, so die „Pfiff“-Sprecherin, auch Kinderlose oder Alleinerziehende bewerben, vorausgesetzt, sie trauen sich die Belas-tung zu. Wichtig, so die Pfiff-Sprecherin, sei, dass die Personen „Kinder mögen und zu den Patenkindern passen“. Menschen, die einen verdeckten eigenen Kinderwunsch hegen, sollten sich besser nicht bewerben.
Die Paten sind ausdrücklich nur für das Kind zuständig, die Mutter – das ist Voraussetzung für die Vermittlung – wird von anderer Stelle betreut. Anderenfalls wäre dies, so Waffek, für die Patenfamilie eine zu große Belastung.
Familien, die sich zur Verfügung stellen, bekommen 400 Mark „Bereithaltegeld“ monatlich sowie hundert bis 300 Mark je nach Aufwand. Trotzdem, so Waffek, handele es sich eher um eine ehrenamtliche Tätigkeit. Kaija Kutter
Interessierte könne auf einem Info-Abend bei Pfiff e.V. am 1. November um 19.30 Uhr im Holsteinischen Kamp 80 mehr erfahren. Anmeldung unter 29 12 84
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen