: Hort Haferkamp auf Level 3
■ PC-Angebot im Hort als Modellversuch / Kein Geld für flächendeckendes Angebot
„Vor sieben Jahren kam ein ehemaliges Hortkind zu mit mit einem alten Schneider-PC“, erzählte der Dietmar Waitkus vom Hort Haferkamp im Bremer Westen. „Ich hatte so ein Ding noch nie in der Hand gehabt.“ Gestern präsentierte er stolz vier einigermaßen moderne PCs in seinem Hort, in dem als „Modellprojekt“ der Einsatz von Computern im Hort erprobt und wissenschaftlich begleitet werden soll. „Interkiz“ heißt das Programm, Hort-Kinder sollen einen „PC-Führerschein“ erwerben können und im Internet über www.interkiz.de miteinander kommunizieren.
Für die 20 Kinder im Hort sind die PCs schon eine Selbstverständlichkeit. Sie spielen „Rayman“ in der englischen Version und lernen also nebenbei selbstverständlich mit ein paar englischen Brocken umgehen. Sie lernen in der „Abenteuerwelt der Wörter“ und bei „Emil und Pauline“ auch rechnen. Die Spiele liefern auch Leistungsanreize, stellten die Mitarbeiter des Amtes für Soziale Dienste fest, die das Projekt unterstützen und begleiten: „Die Kinder nennen das levels, ich kannte das Wort vorher nicht.“
Gerade für die Hort-Kinder sei ein spezielles Angebot wichtig, meint Waitkus, da sie nicht immer zu Hause die erforderliche Unterstützung haben. 70 Prozent der Kinder im Stadtteil sind Ausländerkinder, so schwebt der Leiterin der Kita, an die der Hort angegliedert ist, auch ein „Mail-Austausch“ mit Kitas in den Heimatländern vor. Das ist aber noch Zukunftsmusik, der internet-fähige PC war auch zur Pressekonferenz noch nicht installiert. „Das geht seinen behördlichen Gang“, hieß es dazu nur.
Lenken die bunten Bilder auf den Bildschirmen die Kinder nicht ab, verhindern sie Begreifen durch anfassen? Waitkus sieht das aus seiner Erfahrung nicht als Problem. Die Bildschirme seien ein Angebot wie der grün überwucherte Garten hinter dem Hort, und die Kinder würden beides mit derselben Unbefangenheit nutzen: „Das regelt sich von selbst.“ Vom Bildschirm vertreiben muss er seine Hort-Kinder nie, „das regelt sich von selbst“. Nur bei der Auswahl der verfügbaren Spiele, da hat der Pädagoge seine Hand im Spiel. „Bestimmte Ballermann-Spiele gibt es hier nicht“, sagt er klar.
Das Amt für Soziale Dienste will den Modellversuch nach einem Jahr erst einmal auswerten, bevor die Frage beraten wird, was das für andere Hort-Plätze bedeuten könnte, sagt der zuständige Abteilungsleiter Friedhorst Kriebisch. Diese Vorsicht ist allerdings nicht in großer Unsicherheit begründet, dass das spezielle Angebot für die Hort-Kinder besonders sinnvoll ist. Wenn jetzt alle Horte kämen und PCs haben wollten, dann müsse er erst einmal sagen: Dafür gibt es kein Geld, meinte Kribisch in aller Offenheit. Auch das Modell Haferkamp im Bremer Westen ist ganz stark auf Selbsthilfe und Eigenini-tiative gebaut. Für die Schulen stehen finanzielle Mittel zur Verfügung, für die besonders förderbedürftigen Schulkinder in den Horten nicht. K.W.
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