: Diplomatische Erpressung
BERLIN taz ■ Gestern Abend: „Ruge 19:Zehn“ – der Polit-Talk auf 3sat, Gäste: der israelische Gesandte Mordechai Levy, der palästinensische Journalist Hakam Abdel-Hadi, Peter Scholl-Latour und Anke Martiny, die Leiterin des Büros der „Friedrich-Ebert-Stiftung in Deutschland“. Vor zwei Tagen allerdings sah die Gästeliste noch ganz anders aus: Eingeladen waren unter anderem der Journalist Abdul Mutalib Husseini, Abdallah Frangi, der Leiter der Generaldelegation Palästina in Deutschland, und die israelische Anwältin Felicia Langer. Doch dies war Levy offenbar nicht genehm: Durch seine Pressestelle ließ er die 3sat-Redaktion wissen, für eine solche Konstellation stünde er nicht zur Verfügung. Folge: Husseini wurde wieder ausgeladen. Das wiederum gefiel Abdallah Frangi nicht, er sagte am Samstag kurzerhand solidarisch ebenfalls ab.
Alltag im Talkgeschäft, meinte Wolf von Holleben, Leiter der 3sat-Präsentation und als solcher für die Sendung verantwortlich, am Freitag, noch bevor die Gästeliste ein zweites Mal geändert wurde. Das sei „ein ganz normaler Vorgang, gerade bei einem so schwierigen Thema“.
Die am Freitag kurzfristig Ausgeladenen sehen das anders: „Man wollte unsere Ansichten wohl nicht hören“, sagte Husseini. Für ihn ist klar: 3sat habe sich „diplomatisch erpressen lassen“.
Am Sonntag, kurz vor der Sendung, war keine Stellungnahme der Entscheidungsträger zu der nochmaligen Änderung der Gästeliste mehr zu bekommen.
Dass man dergleichen „Mitwirkung“, sei es aus Diplomatie oder Vorsicht ständig erlebe, wie es aus der „19:Zehn“-Redaktion am Freitag quasi entschuldigend hieß, zeigt jedoch, was man als ZuschauerIn alles nicht mitbekommt. STG/JZ
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen