Kommentar: Überraschend zeitgemäß
■ Warum die neue Drogenambulanz einen Schritt in die richtige Richtung macht
Während die Drogenpolitik des Senates den Trends in der Szene hinterherhinkt, schufen MedizinerInnen mit der neuen Ambulanz am UKE ein zeitgemäßes Projekt: Jugendliche greifen immer weniger zu stimmungsdämpfenden als zu aufputschenden Drogen.
Seit Monaten fordern deshalb freie Träger, das Hilfssystem mehr auf Kokain und Crack zuzuschneiden, weil selbst langjährige Heroinabhängige auf diese Stoffe umsteigen. Statt darauf zu reagieren, setzt die Hansestadt weiter auf den Mus-terversuch zur kontrollierten Heroinabgabe – dessen Ergebnisse erst umgesetzt werden können, wenn ohnehin nur noch ein Bruchteil der KonsumentInnen harter Drogen zu Heroin greift. Die Drogenambulanz setzt hier richtige Akzente.
Auch mit der Anlaufstelle für Ecstasy-KonsumentInnen. Es ist zwar nicht wirklich fortschrittlich, in die allgemeine Drogenhysterie mit einzusteigen und jedem Behandlungsbedarf zu unterstellen, der sich zum Tanzen am Wochenende mit chemischen Substanzen in Stimmung bringt. Und wenn das Problem bei exzessivem Ecstasy-Konsum ist, dass er die Hirnfunktion beeinträchtigen kann, müsste das eigentlich jedeR NeurologIn behandeln können – insofern schürt es eher die Hysterie, wenn nun eine medizinische Anlaufstelle für Party-Drogen eingerichtet wird.
Andererseits sind vor allem Eltern verunsichert. Die trauen sich statt in eine Drogenberatungsstelle eher in ein Krankenhaus, wenn sie dort mit Teenagern statt mit langjährigen Opiatabhängigen im Wartezimmer sitzen. Elke Spanner
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