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Frühzeitig gegensteuern

Am Universitätskrankenhaus Eppendorf wird morgen eine Drogenambulanz speziell für Jugendliche und deren Familien eröffnet  ■ Von Elke Spanner

Ausprobieren, mitmachen, weitermachen, und dann ist es vielleicht irgendwann zu spät. Dann ist der Ausnahmezustand zum Alltag geworden, das Glas Wein am Abend von der täglichen Flasche abgelöst, Ecstasy nicht mehr nur die Pille für die Party, sondern auch für den Nachmittag allein zu Hause. Einer Suchterkrankung kann jedoch effektiver im Frühstadium als nach langjähriger „Drogenkarriere“ entgegengesteuert werden. Speziell für Jugendliche, junge Erwachsene und deren Familien eröffnet deshalb morgen offiziell eine Drogenambulanz am Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE).

Zurzeit gibt es bereits neben zahlreichen freien Drogenhilfeträgern drei vom städtischen „Landesbetrieb Krankenhäuser“ betriebene Drogenambulanzen in Hamburg. Deren Aufgabe besteht vor allem in der Substitution von Junkies – und da das Methadonprogramm nur für Menschen mit langjähriger Suchterfahrung zugänglich ist, liegt der Altersdurchschnitt der KlientInnen dort zwischen 30 und 40 Jahren. „Wir setzen am anderen Ende des Spektrums an“, erklärt Dieter Naber, Direktor der UKE-Psychiatrie. In der UKE-Drogenambulanz sollen Jugendliche unter 25 Jahren betreut werden, die entweder bereits suchtkrank oder aber akut „drogengefährdet“ sind. Schwerpunkte des Konzeptes sind Therapien für junge Cannabis- oder Opiatabhängige sowie für Jugendliche, die regelmäßig Partydrogen nehmen. Die Behandlung reicht von einzelnen Beratungsgesprächen bis zu regelmäßigen Sitzungen.

Entsprechend der Altersgruppe der PatientInnen werden bei Bedarf deren Angehörige mit einbezogen. Oft sind Eltern stark besorgt über den Drogengebrauch ihrer Kinder, während diese keinerlei Ausstiegsmotivation mitbringen. „Anfangs haben Jugendliche oft kein ausgeprägtes Problembewusstsein, wenn sie Drogen nehmen“, sagt Naber. Deshalb können zunächst auch nur die Eltern zu den Beratungsgesprächen kommen, ehe der Sohn oder die Tochter mit einbezogen wird.

Angesprochen sind KonsumentInnen jeglicher illegaler Drogen. Neu ist an der Ambulanz aber der Schwerpunkt auf Kokain und Ecs-tasy. Der Gebrauch beider Rauschmittel nimmt weiterhin zu. Und anders als beispielsweise bei Heroin, das den gesamten Alltag kontrolliert, nehmen viele Jugendliche mit sozialen Bindungen und unauffälligem Alltag Kokain oder Ecstasy. Das Konzept ist speziell auf deren Bedürfnisse zugeschnitten.

In einer repräsentativen Studie hatte der jetzige Leiter der Drogenambulanz, Rainer Thomasius, im Sommer festgestellt, dass Ecstasy die Hirnfunktion stören kann. Die Folge sind teilweise psychische Irritationen, in anderen Fällen Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten. Deshalb bietet die UKE-Drogenambulanz einen „Ecs-tasy-Gesundheits-Check-up“ an. Thomasius betont jedoch, dass sich GelegenheitskonsumentInnen keine Sorgen zu machen brauchen: Er diagnostizierte solche Störungen nur bei PatientInnen, die in den Monaten davor zwischen 500 und 2000 Tabletten genommen hatten.

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