: zum begriff
Multikulturalismus
Ursprünglich stammt der Begriff aus Kanada, und als bekanntester Multikultur-Theoretiker des Landes gilt der Philosoph Charles Taylor, der für eine „Politik der Anerkennung“ kultureller und sprachlicher Minderheiten plädierte.
In den USA wurde diese Idee in den 80ern von der so genannten „Neuen Linken“ begeistert aufgegriffen, von afroamerikanischen Lobby-Gruppen, aber auch von der Frauen- und der Schwulenbewegung. Dort mutierte die wissenschaftliche Vokabel aber auch zum politischen Kampfbegriff, mit dem Minderheiten Sonderrechte einklagten und sich an den Schulen und Universitäten etwa ganz praktisch auch Lehrplanreformen erkämpften.
Ende der 80er kam die Multikultur auch nach Deutschland. Bei den Grünen verband sich der Begriff mit den politischen Forderungen nach einem Einwanderungsgesetz, nach kommunalem Ausländerwahlrecht und doppelter Staatsbürgerschaft. Pate stand das spezifisch deutsche Multikultur-Verständnis auch bei der Gründung des Amts für multikulturelle Angelegenheiten in Frankfurt am Main, des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin sowie der multilingualen Rundfunkprogramme von „Radio Multikulti“ in Berlin und des „Funkhaus Europa“ beim WDR.
Das Konzept von der multikulturellen Gesellschaft leidet allerdings häufig an der Reduktion auf rein folkloristische Aspekte. Außerdem bemängeln linke Kritiker des hiesigen Multikulturalismus, dieser reduziere soziale Konflikte auf Fragen kultureller Fremdheit und schreibe damit Ungleichheiten fort. bax
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