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Buchmesse sorgt für neue Leselust

■ Neuer, größer, schöner: Morgen beginnt die Jugendbuchmesse KIBUM in Oldenburg

„Es ist die größte und schönste Kinderbuchausstellung in Oldenburg“, der scheidende Kulturdezernent Dr. Ekkehard Seeber gab sich unbescheiden. Das darf er auch ruhig, ist es der Stadt doch gelungen, trotz des verordneten sechsprozentigen Sparsatzes die sechsundzwanzigste „Kinder und Jugendbuchmesse“ unversehrt und sogar noch größer zu gestalten. Denn den Sparsatz nimmt die Stadtbibliothek auf ihre Kappe, die aber auch deutlich vom Ziel der „KIBUM“ profitiert: der Leseförderung in Stadt und Umland.

Seit Bestehen der „KIBUM“ hat sich die Ausleihquote der Oldenburger Stadtbibliothek mehr als verdoppelt: Sie liegt heute bei 930.000 Ausleihen pro Jahr, was deutlich gegen den Trend weg vom Buch spricht. Allerdings bedient die Bibliothek – wie auch die Kinder- und Jugendbuchausstellung – natürlich auch den elektronischen Markt an CDs, Video-Casetten und CD-Roms. Im „Bibliotheks- und Informationssystem“ (BIS) der Uni Oldenburg – Mitorganisatorin der KIBUM – wurde daher ein Kriterienkatalog entwickelt, mit dem elektronische Buch- und Geschichtenträger beurteilt werden können, da viele Eltern oft hilflos vor der neuen Bilderflut kapitulieren. Das BIS informiert dazu auf dem Messestand „Kids und Internet“.

Die „KIBUM“ aber richtet sich vor allem an die jungen Leseratten: Vom 4. bis 14. November können sie sich durch 2.486 neue Buchtitel schmökern. An der Spitze stehen dabei die Bilderbücher mit 520 Neuerscheinungen, dicht gefolgt von den Büchern für Sechs- bis Neunjährige (431). Christian Kühn vom „BIS“ zeigte sich erfreut, dass endlich wieder mehr Bücher für die schwierige Gruppe der Jugendlichen ab dreizehn dabei sind (394 Titel). Gerade etwas exotischere Verlage würden ganz neue Impulse beisteuern.

Auch das Rahmenprogramm der Jugendbuchmesse hat sich der Leseförderung verschrieben: Eine Vielzahl von Autorenlesungen findet nicht nur am Ausstellungsort – dem Kulturzentrum PFL statt – sondern auch in Schulen und Stadtteilbibliotheken. Und im weiteren Sinn sollen auch Theateraufführungen die Lust am Wort und dessen Dramatisierung fördern: 15 Theateraufführungen sind geplant, dazu gehört auch die Uraufführung von „Keloglan in Alemannia“ (4.11. Fabrik Rosenstraße, 20.00 Uhr) der türkischen Autorin Emine Sevgi Özdamar in der Regie von Murat Yeginer.

Die wissenschaftliche Sonderausstellung der „Forschungsstelle für Kinder und Jugendliteratur an der C.v.O.-Uni Oldenburg“ zeigt dieses Mal „GeschichtsBilder“. Die Leihgabe der Berliner Staatsbibliothek und der Humbold Universität spannt einen Bogen von Geschichtserzählungen für Kinder: Von der „Biblischen Augen- und Seelenlust“ anno 1696 bis zu Hans-Magnus Enzensbergers „Wo warst Du, Robert?“ von 1998 soll gezeigt werden, mit welchen Verzerrungen Geschichtsbilder an Kinder vermittelt wurden und werden.

Einen ironischen Kommentar soll die Korrespondenz moderner Bilderbögen aus der Illustrationsklasse von Prof. Bernd Bexte von der HdK Bremen mit dem historischen Material liefern ( Eröffnung: 5. November, 11.15 Uhr im PFL). Und last not least darf natürlich auch der wissenschaftliche Vortrag nicht fehlen: Mit „Tarzan. Der Held eines kulturpessimistischen Traums“ startet Professor Detlev Hoffmann (Oldenburg) eine Reihe der Oldenburger Forschungsstelle, die aber auch mit multimedialem Anschauungsmaterial nicht spart: Robin Hood, Asterix und Tarzan gibt's auch fernab aller kritischen Theorie, als Filmoriginal für Leute ab acht Jahren. Marijke Gerwin

Die Jugendbuchmesse Kibum findet statt vom 4. bis 14. November im Kulturzentrum PFL an der Peterstraße in Oldenburg

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