: Chatten auf Spanisch
■ Sprachen lernen vorm Computer: Neues Konzept an Uni und Volkshochschule
In Internet-Chats kann man alles behaupten. „Ich trage einen schottischen Rock und grüne Socken“, beispielsweise. Auf Spanisch heisst das: „Llevo una falda de escocia y calectines verdes“ und ist nachzulesen im „Telenet Web-Chat“. Er gehört zum „Ciber R@pido“, einem Spanischkurs für Anfänger, der mit dem Internet arbeitet. Im Zentralen Fremdspracheninstitut (ZFI) der Uni Hamburg beginnt „Ciber R@pido“ für Studenten in diesem Wintersemes-ter zum ersten Mal.
Einmal pro Woche treffen sich die Studenten jedoch auch weiterhin ganz herkömmlich persönlich auf dem Campus. Sie stellen sich vor, erhalten Lerntips und das grammatische Grundwissen. „So wie man joggen geht, um in Form zu bleiben“, meint Dozent Javier Navarro.
Der Rest geht jedoch nach einer Einführung in die Computer-Software von zu Hause aus: Jeden Donnerstagabend sind die Kursteilnehmer mit Javier Navarro zum „Telenet Web-Chat“ verabredet. „Was man normalerweise im Unterricht zu zweit macht, geht auch wunderbar im Chat“, findet der Sprachlehrer. Das Thema gibt er vor: Alte Schulkameraden treffen und unterhalten sich darüber, was sie jetzt machen, beispielsweise. Er kann den Verlauf des Chats steuern und Fehler direkt verbessern.
Daneben bietet er Teilnehmern persönliche online-Betreuung. Hausaufgaben können sie per e-mail schicken, er korrigiert und sendet sie zurück.
Javier Navarro ist bisher der einzige ZFI-Dozent, der das Internet in den Unterricht integriert. An der Hamburger Volkshochschule (VHS) gibt es „Ciber R@pido“ schon seit dem vergangenen Jahr. Kursteilnehmerin Cornelia Müller über ihre Erfahrungen: „Chatten ist wie sprechen – nur dass ich zweimal überlegen muss, ob das auch richtig ist.“ Yvonne Jackson fand „Ciber R@apido“ vor allem deshalb gut, weil sie mit geringem Zeitaufwand Spanisch lernen konnte. „Wir konnten den Dozenten immer erreichen und unsere Fragen online stellen.“
Die VHS hat die Kurse gemeinsam mit dem Ernst Klett Verlag entwickelt und will damit „verschiedene Lehr- und Lernformen zu einem neuen multimedialen Kurskonzept zusammenführen“. Dazu gibt es neben Chats und persönlicher Online-Betreuung eine telenet-Internetseite. Dort findet sich eine Bibliothek und ein virtuelles Schwarzen Brett mit einer Kontaktbörse der Sprachschüler und Adressen von Sprachschulen im Ausland.
Das Modell für Studierende wird nun an den Unis in Hamburg und Dresden getestet. Die Leiterin des ZFI auf dem Hamburger Campus, Anne Narjes, berichtet bereits von großer Nachfrage von Studenten wie Dozenten. Sie erklärt sich das vor allem damit, dass die neuen Kurstypen auf ganz „verschiedene Lerninteressen und Strategien eingehen“. Thomas Pauly
Beginn des ZFI-Kurses: 10. November, 42841 3098,Tel.: c.leport@vhs-hamburg.de
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