: Hauptsache, die Menschen lächeln
■ Wirtschaftssenator Hattig zieht positive Bilanz der Expo für Bremen / In Zahlen allerdings lässt sich der Erfolg kaum messen
Die Beurteilung, ob die Expo in Hannover ein Erfolg oder Misserfolg war, will Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) „getrost“ der Kommentierung der Journallie überlassen. Was aber die Effekte der Expo für die Freie Hansestadt Bremen angeht – darauf lässt Hattig nichts kommen. Zwar seien die „direkten Erwartungen“ nicht errecht worden, räumte er gestern auf einer Pressekonferenz ein – die „indirekten Erwartungen“ aber seien alle erfüllt worden. Auch wenn sie nicht so messbar sind.
So konnte gestern nicht bilanziert werden, ob die Expo dem hiesigen Hotelgewerbe zusätzliche Übernachtung gebracht hatte. Im Frühjahr noch hatte das Bremer Institut für Wirtschaftsforschung BAW eine Zahl von 240.000 zusätzlichen Übernachtungen für Bremen prognostiziert, also 1.600 Expo-Gäste in Bremen pro Tag. Kalkül: Wenn in Hannover alle Betten voll sind, weichen die Menschen nach Bremen aus. Der Chef der Bremer Touristik Zentrale, Peter Siemering, blieb optimistisch: Die Zahl von 240.000 Zusatz-Übernachtungen würde er „immer noch nicht als Utopie oder als geschönt“ bezeichnen. Im ersten Halbjahr 2000 habe man 550.000 Übernachtungen gezählt. Der Bremer Expo-Generalbevollmächtigte, Dirk Schröder, verwies demgegenüber auf die verfehlten Besucherhoffnungen in Hannover: „Wo kein Wind ist, kann man auch nicht im Windschatten fahren“.
Auch Schröder hatte Optimismus im Gepäck: Vor fünf Jahren habe es in Bremen noch nach Depression gerochen, habe ihm, ein Besucher gesagt, doch jetzt sei die Aufbruchstimmung förmlich zu riechen. Immerhin: Ein Paar Zahlen hatte Schröder dann doch zusammengestellt, die der Senator artig vortrug: Rund 150 Millionen Mark sind allein in drei von insgesamt neun bremischen Expo-Projekten geflossen (Schlachte, Universum, Welt im All) davon 60 Millionen Mark von privaten Investoren. In den letzten zwei Monaten haben 78.000 Menschen das Universum besucht, 15.000 Besucher zählte während der Expo-Zeit die „Welt im All“. Auch das Expo-Projekt Packhaus St. Jacobus hätten 37.000 Menschen besucht, das „Abenteuer Spurensuche“ in Bremerhaven 15.000 Menschen. Auch die Zahl von 86.000 Gästen bei der Länderwoche Bremen auf der Expo wurde als Erfolg gewertet – insgesamt seien während der Expo-Zeit 5,2 Millionen Menschen auf die eine oder andere Weise mit Bremen in Kontakt gekommen.
Nur eine Zahl wollte der Wirtschaftssenator partout nicht mit der Expo in Verbindung bringen: Dass der Flughafen in diesem Jahr 5,3 Prozent mehr Fluggäste erwartet, war Hattig zwar in die Presseerklärung geschrieben worden, doch der wollte „die Kausalität auch nicht zu Ende quälen“. Auf die insgesamt eher dürftige Datenlage angesprochen aber lobte er den Expo-Effekt für den Standort Bremen: „Das Lächeln der Schlachte-Besucher kann ich nicht in die Investitionsrechnung einbeziehen“, es sei dennoch ein Beitrag zur Wirtschaftsstärkung. cd
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