: Zuhälter-Kohle für Frauenprojekte
■ Hamburg tut ein wenig gegen Gewalt gegen Frauen. Heute internationaler Aktionstag
Heute vor 40 Jahren wurden auf Costa Rica drei Frauen von Militärs vergewaltigt und umgebracht. Der 25. November wurde deshalb 1981 von lateinamerikanischen Feminis-tinnen zum Tag gegen Gewalt gegen Frauen erklärt. Die GAL-Politikerin Heide Simon bilanzierte anlässlich dieses Datums gestern die Situation in Hamburg. Gewalt gegen Frauen werde stets nur in „dramatischen Einzelfällen publik“, sagte Simon. So in dieser Woche der Fall einer 17-Jährigen in Schnelsen, die von ihrem Freund mit Benzin übergossen und angezündet wurde. Das Problem werde verdrängt, wenn es „abseits der Schlagzeilen“ passiert.
Jede Dritte von 1500 Frauen, die jährlich zur Beratung kommen, habe „Gewalt erlebt“, ergänzte Brigitte Behrendt von der Frauenberatungsstelle Biff in Winterhude. Es sei höchste Zeit, dass Gewalt „sozial geächtet“ und mehr für den Opferschutz getan werde.
Im Städtevergleich ist die Hansestadt ein Nachzügler. Berlin und Kiel haben schon vor Jahren Programme aufgelegt, die vor allem die Gewalt im häuslichen Bereich bekämpfen. Seit Frühjahr ist es auch in Hamburg für Polizeibeamte Pflicht, jedem gewaltsamen Übergriff im Privatbereich „von Amts wegen“ nachzugehen sowie Frau und Mann nach einer „Checkliste“ getrennt zu befragen. Ziel wäre es, nach Wiener Vorbild zu erreichen, dass den Tätern der Zutritt zur Wohnung verweigert wird.
Zum Schutz von Opfern des Frauenhandels gibt es seit 1999 in Hamburg das Projekt Koofra. 99 Prozent der Betroffenen seien Ausländerinnen, „überwiegend aus Russland“, berichtete Mitarbeiterin Ulrike Gatzke. Leider sind sie nach ihrer Entdeckung von Abschiebung bedroht. Hamburg gewährt lediglich vier Wochen „Bedenkzeit“. Entschließt sich eine Frau, vor Gericht auszusagen, darf sie bis zum Prozess bleiben. „Viele Frauen fühlen sich dadurch unter Druck gesetzt“, sagt Glatke. Besser wäre es, den Frauen ein Bleiberecht einzuräumen und ihnen eine Wiedergutmachung zukommen zu lassen.
Koofra sei mit 120.000 Mark am „untersten Level“ finanziell abgesichert, ergänzte Heide Simon. Die GAL fordert deshalb, dass von Zuhältern konfiszierte Gelder diesem Projekt und den betroffenen Frauen zugute kommen. Auch andere Projekte gegen Männergewalt, wie der chronisch unterfinanzierte „Notruf für vergewaltigte Frauen“, sollten davon profitieren.
Notruf versucht derzeit mit der Kampagne „2000 + 1 Mann gegen Vergewaltigung“ das öffentliche Klima zu verändern. Den simplen Schritt, diesen im Rathaus ausliegenden Aufruf zu unterzeichnen, schafften bisher 100 Männer.
Kaija Kutter
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