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Justiz im Nebel

Mord an italienischen Journalisten: Ein Sündenbock ist verurteilt, die Hintermänner bleiben auf freiem Fuß

ROM taz ■ Mit der Verurteilung zu lebenslanger Haft endete am Freitag vor dem Appellationsgericht Rom der Prozess gegen den Somali Hashi Omar Hassan, der sich für den Mord an der italienischen Fernsehjournalistin Ilaria Alpi und dem Kameramann Miran Hrovatin verantworten musste. Die beiden fielen 1994 in Mogadischu einem Anschlag zum Opfer.

Obwohl nun die härtestmögliche Strafe verhängt wurde, protestierten die Eltern Ilaria Alpis heftig gegen das Urteil. Ein „Sündenbock“ sei mit Hassan aufgebaut worden, so die Eltern der RAI-Journalistin. In der Tat stützt sich der Schuldspruch allein auf äußerst widersprüchliche Aussagen zweier somalischer Zeugen, während viele Ungereimtheiten ungeklärt blieben. Heute ist bekannt, dass Alpi vor Ort über groß angelegte illegale Geschäfte zwischen Italien und dem bürgerkriegszerrütteten Somalia recherchierte.

Bezeichnend ist, dass die versiegelten Koffer Alpis und Hrovatins auf dem Rücktransport nach Italien – durch italienische Militärs – aufgebrochen wurden, dass sämtliche Notizbücher, eine Fotokamera und die abgedrehten Videokassetten damals spurlos verschwanden. Mehr noch: Ilaria Alpi wurde 1994 zunächst ohne Autopsie begraben. Und 1996 wurden dem einzigen Staatsanwalt, der wirkliches Interesse an den Hintergründen der Tat zeigte, die Ermittlungen entzogen. Zwei Jahre später schließlich wurde mit dem jetzt verurteilten Hassan der angebliche Mörder aus dem Hut gezaubert, während die Auftraggeber im Nebel blieben. MICHAEL BRAUN

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