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Jugendliche bei der Klimakonferenz

120 Jugenddelegierte lernen dazu, konnten aber die alten Politiker in Den Haag nicht überzeugen

DEN HAAG taz ■ 6.000 Menschen debattieren in Den Haag auf der offiziellen Klimakonferenz. Sie gingen ohne Ergebnis auseinander. Ein Novum jedoch gab es bei dieser „Conference of Parties“: Jugendliche wurden erstmals offiziell zugelassen, je zwei pro Land. Marcus Pilarsci aus Potsdam gehörte zu den jüngsten Vertretern der Weltklimakonferenz in Den Haag und bildete gemeinsam mit Henny Schmid die deutsche Delegation. Marcus ist aktiv in der Naturschutzjugend, ähnlich wie seine baden-württembergische Kollegin: Diese engagiert sich in der Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUNDjugend).

Nun sind die beiden Schüler eine Woche lang auf der Weltklimakonferenz gewesen. „Die ersten Tage war es ja schon ein bisschen ein Witz“, erläutert Marcus. Die 120 Jugendlichen, die von Uruguay bis Thailand, von Mosambik bis Finnland angereist sind, sollten sich erst einmal intern Positionen zum Thema erarbeiten. „Es wurde stark darauf geachtet, dass unsere Forderungen auch möglichst nicht zu klar und deutlich sind“, bemerkt der Potsdamer Schüler. Auch Henny musste sich erst an die Konferenz gewöhnen. „Mensch, bin ich froh, dass ihr hier seid!“, war ihr erster Ausruf, als sie sich am ersten Konferenzsamstag aus dem Konferenzzentrum stahl und den Umweltverbänden half, den Klimaschutzdeich zu bauen.

Doch dann besuchten die Jugenddelegierten auch die offizielle Konferenz. Mit Politikern verhandelten sie über die Zukunft des Klimas. „Work it out!“ steht als Motto groß über der Konferenz. „Die Jugendkonferenz hat gemeinsam eindeutige Positionen erarbeitet“, stellt Henny dar. Doch: „Manchmal haben wir das Gefühl, als wolle man uns nicht so ganz ernst nehmen“, erläutert Marcus mit einem Stoß Papier unter dem Arm. So sei die Stellungnahme der Jugendkonferenz unerwartet abgesagt worden. Am nächsten Tag durften sie doch noch ihre Positionen darstellen. „Die meisten Vertreter sind so alt, dass sie die Folgen des Klimawandels nicht mehr miterleben müssen“, meint Henny. „Wir jedoch haben keine Perspektive vor uns, es muss sich etwas ändern!“

Die Youth Conference auf der Klimakonferenz wurde von dem niederländischen Umweltminister angeregt. In der damals in Rio vereinbarten Agenda 21 steht geschrieben, junge Menschen sollen in Entscheidungen über deren Zukunft eingebunden werden. „Wir haben hierbei sehr viel Spielraum, können mitdiskutieren“, fügt Marcus hinzu. Aber auch neben der Konferenz erfahren die Jugendlichen viel. „Richtig ermutigend“ fanden die jungen Umweltschützer eine Party auf einem der Greenpeace-Schiffe: Rund 200 Jugendliche aus den USA seien für Greenpeace International angereist und zeigen, dass nicht alle Amerikaner den Klimaschutz blockieren.

TIM MERGELSBERG

Jugendkonf.: http://youthcorner.climatechange2000.org/

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