: Hickhack um Geschichtslehrer geht weiter
Elterninitiative fordert die sofortige Suspendierung von Karl-Heinz S. am Gymnasium Steglitz. Der Grund: Er bagatellisiere Verbrechen der Wehrmacht
„Unerträgliche Trägheit“ hat die Elterninitiative des Gymnasiums Steglitz dem Landeschulamt gestern vorgeworfen. Der Grund: Die Behörde soll ein Disziplinarverfahren gegen einen Lehrer mit rechtsradikalem Gedankengut verschleppt haben. Bereits 1994 hatten sich Eltern über den Geschichts- und Politiklehrer Karl-Heinz S. beschwert, weil er in der Österreichischen Militärischen Zeitschrift die Auschwitzlüge verbreitet haben soll (taz berichtete). Die Beschwerde ist damals vom Schulamt nicht weiter verfolgt worden.
Nach Recherchen der Elterninitiative, der auch der Fernsehmoderator Günther Jauch angehört, hat der 51-jährige Lehrer eine Broschüre geschrieben, die sich gegen die Wehrmachtsausstellung richtet. Darin banalisiere er Tötungshandlungen und spreche „in technokratischer Weise von Mordhandlungen“, berichtete der Elternsprecher Eckart Frantz. Zudem habe er geschrieben, dass „nicht wenige Juden und sonstige Landeseinwohner der Wehrmacht ihr Überleben verdanken“. Die 142-seitige Broschüre ist im Ludwigsfelder Verlagshaus erschienen. Karl-Heinz S. schreibe derzeit an einer erweiterten Ausgabe, so Gert Menzner, der ebenfalls in der Elterngruppe tätig ist.
Schon im Mai hatten Schüler mit Flugblättern auf das „rechtsradikale Gedankengut“ des Lehrers aufmerksam gemacht. Doch erst nach massivem Druck der Eltern hat das Landesschulamt Ende November „disziplinarische Vorermittlungen“ eingeleitet. Ein Sprecher der Schulverwaltung wies gestern den Vorwurf der Untätigkeit zurück. Die Eltern jedoch wollen jetzt Fakten sehen: „Wir fordern in einer Dienstaufsichtsbeschwerde die sofortige Suspendierung des Lehrers und die Einleitung eines förmlichen Disziplinarverfahrens“, so Eckart Frantz.
Als „gestört“ bezeichnete gestern der Leiter des Gymnasiums, Thomas Gey, das Vertrauen von Kollegen, Eltern, Schülern und der Schulleitung zu Karl-Heinz S. Er sei mit dem Landeschulamt seit Monaten in Kontakt, doch der Vorgang sei „schwer justiziabel“ zu machen. Eine Versetzung würde das Problem nicht lösen. Gey sagte, dass S. bereits einmal die Schule gewechselt habe – als das Tannenberg-Gymnasium in Willi-Graf-Oberschule umbenannt wurde, nach einem Widerstandskämpfer im Dritten Reich. S. hatte dagegen heftig protestiert. JULIA NAUMANN
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