: Sicherheit gibt es nicht
Was dürfen wir noch essen?
BERLIN taz ■ Darf man in diesen Wahnsinnszeiten noch Wurst essen? Milch trinken? Brühe kochen? Die Wissenschaft besitzt keine gesicherten Erkenntnisse, wie viel prionenhaltiges BSE-Material ausreicht, einen Menschen zu infizieren. Es ist völlig unklar, welche Faktoren letztlich zum Ausbruch der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit führen.
Für Rinder ist die minimale Dosis dagegen bekannt: Ein Rind ist todgeweiht, wenn es 0,1 Gramm infektiöses Rinderhirn gefressen hat. Die Erreger breiten sich jedoch unterschiedlich aus. So wurden in Hirn und Rückenmark bis zu eine Milliarde Erreger je Gramm nachgewiesen, im Verdauungssystem nur bis zu eine Million. Innereien weisen bis zu 10.000 Erreger je Gramm Gewebe aus, in Blut und Muskelfleisch wurden weniger als 10 nachgewiesen.
Experten halten Muskelfleisch deshalb für ungefährlich. Nimmt man das als Gewissheit, kann man sich weiterhin Rinderbraten, Roulade oder Sauerbraten schmecken lassen. Sie werden aus Rindskeule zubereitet – also aus Muskelfleisch. Gefährlich hingegen sind Markknochen, hohe Rippe und Rinderkamm – stammt dieses Material von einem infizierten Tier, kann die Erregerkonzentration dort bis zu eine Milliarde Mal größer sein als im Muskelfleisch. Das Landwirtschaftsministerium rät deshalb vom Verzehr von Markklößchen genauso ab wie von Rinderbrühe.
Kochen, Braten, Tieffrieren – die im Haushalt üblichen Zubereitungsarten können BSE-Erreger nicht abtöten. Geflügel, Schweinefleisch und Fisch gelten als ungefährlich, ebenso wie Rot- und Rehwild, für das seit 1994 Tiermehl im Futter verboten ist. Schaffleisch aus Deutschland oder Neuseeland scheint sicher, britisches nicht: Die auf der Insel aufgetretene Schafkrankheit Scrapie gilt als Auslöser von BSE. Auch Milch und Milchprodukte sind sicher: Nach derzeitigem Kenntnisstand sind sie keine Träger von BSE-Erregern.
Fleisch von Biobauern gilt zwar als relativ sicher, aber eben nur als relativ. „Die BSE-Gefahr ist bei unseren Mitgliedern am geringsten“, sagt Swantje Kohlmeyer von der Vereinigung für Ökolandbau Gäa. Tiermehl im Futter sei verboten, der Zukauf von Rindern darf nur von Öko-Betrieben erfolgen. Ganz ausschließen, dass BSE-Fälle in einem der 400 Gäa-Höfe auftritt, kann Kohlmeyer aber nicht. Die Wissenschaft habe noch nicht geklärt, wie die Übertragung funktioniert. So lange könne man auch keine BSE-Freiheit garantieren. NICK REIMER
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