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Gao statt Mao

Chinas Regierung tobt gegen Verleihung des Nobelpreises für Literatur an Gao Xingjian. Der Preisträger prangert die Verfolgung Intellektueller an, Peking sieht „niedere Motive“

BERLIN taz ■ Gute Freunde werden sie nicht mehr werden, die Vertreter der chinesischen Regierung und die Mitglieder der Stockholmer Schwedischen Akademie. Die Akademie befand zum ersten Mal überhaupt einen chinesischen Schriftsteller für würdig, den Nobelpreis für Literatur zu erhalten. Kurz vor der Preisverleihung an morgigen Sonntag hat es Gao Xingjian nicht an klaren Worten fehlen lassen. Anlässlich der traditionellen Nobelvorlesung formulierte er: „Jedes Mal, wenn Ideologie und Macht eine Verbindung eingingen und zu einer echten Kraft wurden, haben Literatur und Individuum ein Desaster erlebt.“ Darüber hinaus kritisierte der seit 1987 im Pariser Exil lebende Autor in aller Deutlichkeit die massive Verfolgung von Schriftstellern und den politischen Missbrauch von Literatur in seiner ehemaligen Heimat.

Die Reaktion aus Peking kam prompt und fiel scharf aus. „Eine kleine Zahl von Leuten benutzt den Nobelpreis aus niederen Motiven. Indem die Gelegenheit der Preisverleihung benutzt wird, China anzugreifen, wird deren wahres Gesicht noch deutlicher. Es ist es nicht wert, kommentiert zu werden“, erklärte das chinesische Außenministerium. Ein offizieller Vertreter Chinas wird zum Festakt nicht erwartet.

Gao Xingjian wird das verschmerzen können. Er ist eher ein staatsferner Skeptiker als ein unmittelbar politischer Denker. In einem Essay, der zum ersten Mal in der taz auf Deutsch erscheint, bezeichnet der Schriftsteller es geradezu als Pflicht der chinesischen Intelligenz, den modernen Staatsmythos zu zerstören. Der „China-Komplex“ ist für ihn eine Falle, aus der sich die Intellektuellen befreien müssen.

DIRK KNIPPHALS

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