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deutsche oper berlinStölzl dirigiert das Fiasko

Hinter den Kulissen der Deutschen Oper Berlin spielen sich weiter die Tragödien ab, die das Publikum mehr in Atem halten als jene auf der Bühne. Nach dem Tod des Intendanten Götz Friedrich droht wonun ein Auseinanderbrechen seines Erbes. Denn mit dem Verzicht des italienischen Dirigenten Fabio Luisi auf den Posten des Generalmusikdirektors steht der designierte Generalintendant Udo Zimmermann – nach der Absage Kent Naganos – nun mit seinem zweiten Korb noch schlechter da. Wie lange die Allianz zwischen Zimmermann und dem jetzigen Musikdirektor Christain Thielemann hält, weiß niemand. Der Bühnenkrach scheint vorprogrammiert.

Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Luisis finanzielle Begehrlichkeiten und die Gehaltsbarriere des Senats mögen der Anlass gewesen sein, dass der Italiener sich nun schmollend zurückzieht. Die eigentliche Ursache hingegen liegt woanders. Nicht die Bühnen der Stadt bestimmen, wer ihnen künstlerisch vorsteht, sondern der Kultursenator und seine betriebswirtschaftlich agierenden Haushälter. Das wäre am Beispiel Daniel Barenboim fast schon zum Fiasko geworden. Und auch im Falle der Deutschen Oper Berlin glaubt das Land, sich als Oberdirigent die Nachfolge von Friedrich backen zu können.

In der Opernlandschaft selbst führt dies zu jenem offenen Finale, das gerade an der Bismarckstraße vonstatten geht. Das Orchester schwört in Dur auf den Musikdirektor, der Intendant dagegen brummt in Moll. Und ein zweiter Dirigent ist nicht in Aussicht. Nur in einem hat Zimmermann Recht: Will die Oper zur Ruhe kommen, muss sich die Politik zukünftig aus allen künstlerischen Entscheidungen heraushalten.

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