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Kampf-Herrchen

■ Hundebesitzer muss wegen Bissattacke seines Pitbulls Geldbuße tun

Pitbull Balou, sagt der Angeklagte, ist „ein superlieber Hund“. Das sagte er bereits im April zu Wilhelm J. Zur Beruhigung, nachdem dessen Hirtenhund von Balou angefallen worden war: „Der geht nur auf Rüden los.“ Ein weiteres Mal tat er das dann im Juli. Mit der Vereinbarung einer Geldbuße in Höhe von 500 Mark stellte das Amtsgericht das Strafverfahren gegen Balou-Besitzer Vedran L. gestern ein.

Dass er überhaupt etwas bezahlen soll, sieht Vedran L. erst nach eindringlichem Zureden seines Rechtsanwaltes ein. Eigentlich nämlich fühlt er sich verleumdet. Zwar habe Balou an jenem Abend im Juni tatsächlich um sich gebissen. Er habe den Hund von Wilhelm J. angegriffen, und eine Leine, stimmt, eine Leine hatte er wirklich nicht dabei. Aber als Wilhelm J. wieder vom Boden aufgestanden war und sich berappelt hatte, nachdem Balou ihn angesprungen und mit seiner Kraft umgeworfen hatte, da habe er keine Verletzungen gehabt. Das hätte man schließlich sehen müssen. Hat man auch, sagt J. Mit Bisswunden an Knie und Hand sei er sogar ins Krankenhaus gegangen.

Welcher der beiden Hunde mit seinen Zähnen diese Spuren hinterließ, könnte er nicht genau sagen, räumt der Zeuge ein. Doch darauf kommt es fürs Gericht ohnehin nicht an. Denn Fakt ist, dass Balou den anderen Hund angefallen hatte, und das war ihm möglich, weil sein Besitzer ihn nicht angeleint, ihm nicht einmal ein Halsband umgelegt hatte – und das hätte er nach dem ersten Vorfall im April stets tun müssen.

Jedenfalls vernimmt der Angeklagte, dass Gericht und Staatsanwaltschaft über die Geldbuße verhandeln, Hört, dass er Geld bezahlen soll, und springt wütend auf. „Balou hat ihn überhaupt nicht verletzt“. Die Richterin macht ihm das Angebot, ihn zu verurteilen, sollte er die Vereinbarung über die Geldbuße nicht treffen wollen, „freisprechen kann ich Sie nicht“. Und wegen seines Ausrasters müsse sie sich „überlegen, mich Ihretwegen an das Wirtschafts- und Ordnungsamt zu wenden. Auch wenn der Hund lieb ist: Sie sind sehr agressiv.“ Elke Spanner

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