: Hoffnung für Topographie
Schon vor dem Amtsantritt des neuen Kulturstaatsministers erwägt das Kanzleramt, die Kosten für die Topographie des Terrors zu übernehmen. Gesamtkonzept für Gedenkstätten wird erarbeitet
von PHILIPP GESSLER
In die verfahrene Situation um den von Kostenexplosionen geplagte Umbau der Gedenkstätte „Topographie des Terrors“ kommt Bewegung. Im Bundeskanzleramt wird derzeit daran gearbeitet, die Gedenkstätte in Kreuzberg mit dem Jüdischen Museum und dem geplanten Holocaust-Mahnmal in ein Gesamtkonzept zur Erinnerungslandschaft in der Hauptstadt zu integrieren. Zudem gibt es dort „Überlegungen“, auch die Verantwortung für die Topographie zu übernehmen, wie es gestern in der Pressestelle des scheidenden Kulturstaatsministers Naumann (SPD) hieß. Damit verbunden wäre auch eine Übernahme der Kosten für die Gedenkstätte, die vor allem an die NS-Verbrechen und die Täter erinnert. Bisher hatte Naumann eine Übernahme der Mehrkosten für die Topographie stets abgelehnt.
Nach Informationen aus dem Kanzleramt steht die Neuorientierung im Zusammenhang mit der Berufung des Münchener Kulturdezernenten Julian Nida-Rümelin (SPD) zum neuen Kulturstaatsminister – ein Posten, den er am 10. Januar antreten soll. Bisher war der Bund nur dazu bereit, die Hälfte der ursprünglich veranschlagten 36 Millionen Mark zum Bau der Topographie beizusteuern. In Folge einer prognostizierten Kostensteigerung auf etwa 90 Millionen Mark hatte der Senat Ende 1999 einen Baustopp für die ehrgeizige Betonstabkonstruktion des Schweizer Architekten Peter Zumthor verhängt. Im Kanzleramt geht man mittlerweile von Kosten von „deutlich unter“ 90 Millionen Mark aus.
Die Berliner Bauverwaltung ist über die Überlegungen des Kanzleramtes informiert, erwartet aber klarere Aussagen frühestens Mitte Januar. Dann soll ein Gutachten vorliegen, ob überhaupt und wie die Kosten durch technische Neuerungen reduziert werden können. Eine Entscheidung für einen Weiterbau werde Senator Peter Strieder (SPD) nicht vor dem Sommer und nicht ohne das Einverständnis des Abgeordnetenhauses und des Senats treffen, kündigte seine Sprecherin gestern an.
Die geschäftsführende Direktorin der Topographie, Gabriele Camphausen, sagte, noch habe man vom Bund keine Signale erhalten, dass er die Gedenkstätte komplett übernehmen wolle. Bisher habe sich die Gedenkstätte auch immer für eine Finanzierung des Projekts mit einem Bundes- und Landesanteil ausgesprochen. Bis Ende Mai müsse über einen Weiterbau der Gedenkstätte entschieden werden. Die Aussage Nida-Rümelins, Berlin sei im Vergleich zu anderen Metropolen „kulturell unterfinanziert“, gebe Anlass zu der „vorsichtigen Hoffnung“, dass sich der Bund stärker für die Topographie engagieren werde.
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