: Plüschherz
Im Ramschladen, Plüschherz, 12 DM
Als wir klein waren, war alles einfacher. Da konnte man noch verschwenderisch aus dem unendlichen Reservoir des Symbolischen schöpfen, ohne für platt oder bescheuert gehalten zu werden. Zum Beispiel schnappte man sich nachmittags am 24. ein paar Wachsmalstifte und malte auf zehn Blätter zehn rote Herzen. Ob Tanten oder Großeltern – alle fanden ihr Geschenk lieb und fühlten sich mit wissendem Lächeln gemeint. Heute sind warmherzige Signifikanten natürlich irgendwie uncool. Andererseits gibt es in Einrichtungshäusern und Ramschläden zurzeit dieses praktische Plüschherz für 12 Mark. Sieht schlicht aus, schenkt sich aber gar nicht so unkompliziert. Innerhalb der Familie meint es Zusammenhalt, innerhalb der Beziehung ein Bekenntnis oder vielleicht sogar einen zarten Neuanfang, während sich bei Kollegen und Freunden ganz neue Perspektiven eröffnen können. Oder auch Missverständnisse. Das Plüscherz ist als Kissen zu klein, man kann es schlecht aufs Sofa legen, und an der Wand sieht es doof aus, aber es funktioniert. Ohne schlechtes Gewissen kann man es schon am ersten Feiertag vor sich legen und in Ruhe überlegen, an wen man es weiterverschenkt. nic
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen