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Eichel fliegt unbequem

Finanzminister wehrt sich persönlich: Kein Missbrauch der Flugbereitschaft. Oft Dienstwagen genutzt

BERLIN taz ■ Bundesfinanzminister Hans Eichel sah sich gestern genötigt, erstmals persönlich den Vorwurf zu kontern, er nutze die Flugbereitschaft der Bundeswehr zu häufig und möglicherweise zu privaten Zwecken. Bisher ließ sich der Minister von seinem Sprecher verteidigen. „Ich fliege nicht aus Spaß, sondern weil mein Job es erfordert“, sagte Eichel jetzt der Spiegel-Online-Redaktion.

Ihm war vorgeworfen worden, mit Bundeswehrmaschinen auffällig häufig an Wochenenden von Berlin ins heimatliche Frankfurt geflogen zu sein. Sein Ministerium bestätigte inzwischen für das laufende Jahr 30 Flüge auf der Strecke. Auf die potenziell gefährlichste Frage, ob er nicht einfach Linienflüge benutzen konnte, hatte Eichel allerdings nur eine ausweichende Antwort. Er habe „leidvoll erfahren“ müssen, „dass das Fliegen sicherlich die unbequemste Art des Reisens ist“. Außerdem müsse seine Terminplanung so flexibel wie möglich sein. Vize-Unions-Fraktionschef Wolfgang Bosbach sagte gestern, alle bisher bekannt gewordenen Tatsachen ließen den Schluss zu, dass es sich um eine Affäre handele. Auch habe Eichel offenbar die Flugbereitschaft für die Wahrnehmung von Parteiterminen genutzt. Beistand erhielt Eichel vom FDP-Politiker Jürgen Koppelin und von den Grünen.

Das Image des Sparministers können die Vorwürfe selbst dann beschädigen, wenn er sich keiner Verstöße gegen die Richtlinien der Flugbereitschaft schuldig gemacht hat. Vorangetrieben wurde die Geschichte gestern vor allem von Springer-Blättern. Nachdem die Welt die Vorwürfe am Mittwoch aufgebracht hatte, folgte die Bild gestern mit einem Aufmacher „Flugaffäre – Stürzt Eichel ab?“ Die Mehrzahl der übrigen Zeitungskommentare beurteilte die Vorwürfe betont zurückhaltend. Die taz berichtete über den Fall in einer Kurzmeldung. PATRIK SCHWARZ

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